In der Wissenschaft gibt es die goldene Regel, dass man seine eigenen Thesen hinterfragt und so selbst sein eigener Kritiker sein sollte. Wenn sich die eigenen Thesen als falsch darstellen, muss man die These verwerfen.

Leider lassen vor allem die letzten 70 Jahre große Zweifel aufkommen, dass sich einige Wissenschaftler noch an diesen Verhaltenskodex halten, der im Kern eine ganz wichtige Komponente hat:


Integrität


Für mich ist das ein ganz zentraler Punkt des Lebens. Ich habe mich nach bestem Wissen und Gewissen immer daran orientiert, dass ich Ihnen den wissenschaftlich korrekten Hintergrund darlege. Das mag jetzt dick aufgetragen klingen, doch das ist die Wahrheit. Was nicht bedeuten soll, dass ich keine Fehler mache. Fehler sind, nach Ryle, eine Übung der Kompetenz. Nur wer nichts macht, macht keine Fehler. Zum Glück hat sich bis heute kein fundamentaler Fehler finden lassen, so dass ich noch keine Bücher „aus dem Regal“ nehmen müsste. Doch es soll in der News gar nicht um mich gehen, sondern:

In 2021 wurde von Kevin Hall eine Studie veröffentlicht, die ich auch in meinem neuen Eiweißbuch benutze: Die Studie zeigt auf, dass angeblich die Gruppe, die sich vornehmlich pflanzlich mit wenig Fett ernährte, besser war (lassen wir das mal so platt stehen) als die Gruppe, die sich mit tierischen Produkten Low Carb ernährte. Also ein vermeintlicher Schlag ins Gesicht für alle Low Carbler?

Was mir und natürlich auch einigen anderen Low Carb Forschern sofort aufgefallen war: Die Laufzeit der Studie ist mit zwei Wochen je Ernährungsvorgabe viel zu kurz. Wenn man sich mit der ketogenen Ernährung beschäftigt, dann weiß man, dass eine metabolische Umstellung ungefähr drei Monate dauert.

Zudem bekamen die Teilnehmer in der pflanzlichen Gruppe 60 Prozent mehr Eiweiß über die Snacks als die Gruppe der Low Carbler.

Ein dritter Kritikpunkt ist die Anzahl der Teilnehmer, die mit 20 Erwachsenen sehr klein ist.



Das sind bereits drei gewichtige Punkte, vor allem der erste Punkt bezüglich Adaption der Low Carb-Ernährung. Doch die Studie hat weitere grobe Fehler, die in der unten genannten Studie von David Ludwig ausführlich beschrieben werden. Man hatte die Teilnehmer in zwei Gruppen aufgeteilt und die Gruppen jeweils zunächst 2 Wochen Essen A und dann Essen B zu sich nehmen lassen. Das Problem ist, dass so zwei Dinge miteinander vermischt wurden:


  • Die negativen Effekte durch die Low Fat-Ernährung, nämlich die Verschlechterung der Insulinsensitivität wurde durch dieses Design in die Phase der Low Carb-Ernährung transportiert.
  • Die positiven Effekte, nämlich die gemessene Verbesserung der Insulinsensitivität durch die Low Carb-Ernährung, wurde in die Phase der Low Fat-Ernährung übernommen.

Ich kann mir auch beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Forscher diese Effekte nicht im Vorfeld kannten. Es ist jedem Forscher bekannt, dass eine Umstellphase bei übergewichtigen Menschen mehrere Wochen bis Monate Zeit braucht.

Was ich ihnen mit dieser News mitgeben möchte:


Studien können leider absichtlich schlecht aufgebaut werden.


Häufig erkennen wir Laien (wie auch Journalisten) das nicht auf den ersten Blick. Ein weiteres Beispiel beschreibe ich zum Thema Langlebigkeitsstudien an Mäusen. Hier muss man wissen, dass Mäuse sich überfressen, wenn man sie nicht zeitlich begrenzt füttert. Und wenn man dann seine „tolle XY-Ernährung“, die eben gefüttert durchgeführt wird, mit der Gruppe von Mäusen vergleicht, die man (absichtlich) in ein Diabetes-Modell gesteckt hat, denn so muss man das Modell der Kontrollgruppe bezeichnen, dann steht zwar ein tolles Ergebnis am Ende der Studie für die eigene Idee, aber das wurde durch den Versuchsaufbau massiv manipuliert und das ist nach meinem Verständnis von Integrität unredlich, da es die Unwissenheit von uns Nicht-Forschern ausnutzt.


Quelle: Physiologic Adaptation to Macronutrient Change Distorts Findings from Short Dietary Trials: Reanalysis of a Metabolic Ward Study, David S. Ludwig et al., 2023, DOI: 10.1016/j.tjnut.2023.12.017


Über den Autor:


“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:

"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe. Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise." ”