Auf die Vitamine hat sich die Industrie und folgerichtig gutgläubige Ärzte inzwischen eingeschossen: Vitamine machen Krebs. Doch, doch. Die Story mit Betacarotin kennen Sie ja alle inzwischen. Dass sich die Studienleitung inzwischen für diese Studie entschuldigt hat... fällt unter den Tisch.

Jetzt also Omega 3. Omega 3 macht Krebs. Finden Sie im deutschen Ärzteblatt, in der Süddeutschen Zeitung, in der FAZ und in der Welt. Die beziehen sich auf Brasky (J Natl Cancer Inst 2013 Aug 7;105: 1132). Brasky zeigt: je höher der Omega 3 Spiegel, desto mehr Prostatakrebs.

Tja.

Da muss man, wie üblich, genauer hingucken. Genau das tun die Zeitungen natürlich nicht. Der gemessene Blutspiegel war nämlich grundsätzlich tief. Zu tief. Bewegte sich in der üblichen Variabilität bei Messungen von Omega 3 in der Normalbevölkerung. Und der Unterschied zwischen Krebs und Nicht-Krebs lag ebenfalls innerhalb der üblichen Streubreite. Weit weg vom therapeutischen Bereich:

Der liegt bei 8 bis 11 Prozent (Prof. Dr. von Schacky). Und eben nicht bei den üblichen, gemessenen 4,5 Prozent (Deutschland, USA).

Woher man das alles weiß („Man“ heißt medizinische Wissenschaft. Leider nicht die deutsche Presse)? Weil man diesen Blutwert von 8 bis 11 Prozent in Japan und Korea messen kann. Und dort haben 10 von 100 000 Männern Prostatakrebs. In der USA, wo der Wert nur 4,5 Prozent Omega 3 beträgt, haben 63 von 100 000 Weißen bzw. 102 von 100 000 Schwarzen Prostatakrebs.

Dass gleichzeitig, wie so typisch, siehe die Betacarotin- und Lungenkrebs-Studien, dass also gleichzeitig in einer aktuellen Meta-Analyse mehr Omega 3 zu weniger Brustkrebs führt, das fand die Presse selbstverständlich nicht interessant (Zheng, Br Med J 2013; 246: f3706).

Ach ja: Was täten wir ohne unsere Süddeutsche Zeitung...