Sind Müsli-Esser die besseren Menschen? Frägt Pia Heinemann auf www.welt.de. Dahinter steckt eine kleine aber feine Studie, die sich mit dem Sozialverhalten des Menschen beschäftigt. Mit dem Wort „fair“.

Neurowissenschaftler aus Lübeck, München und London haben herausgefunden, dass Menschen nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit sich anders verhalten als nach Eiweiß (und Fett). Dieses „anders“ machen sie ausdrücklich am im Blut gemessenen

Tyrosin

fest. Sie erinnern sich? Aus Phenylalanin wird Tyrosin wird Dopamin wird Noradrenalin wird Adrenalin. Neurotransmitter. Suchtbotenstoffe. Hintergrund der Lust am Rauchen, der Lust an Amphetaminen, an Kokain. Alles bekannt.

Nach einem Eiweiß-Frühstück hatten die Probanden mehr Tyrosin im Blut. Also auch einen anderen Dopaminspiegel im Gehirn. Und was hat diese gemessene Tatsache mit dem Sozialverhalten zu tun?

    Bekannter Test: Ein Spieler bekommt 10€. Die darf er zwischen sich und seinem Nachbar aufteilen. Der Nachbar darf das Geld annehmen oder verweigern.

    Bietet man ihm 5€, wird er das als fair empfinden und annehmen. Bietet man ihm nur 3€ (und behält selbst 7€), wird er das als unfair empfinden und eher ablehnen. Dann bekommen beide nichts.

    Der letzte Satz war wichtig. Hat unmittelbaren Bezug zum Bankrott Schlecker.

Ergebnis der Studie: Nach Protein-Mahlzeit wurde eher mal ein unfaires Angebot angenommen. Kohlenhydrat-Essen dagegen hatten ein feines Gespür für Unfairness und haben bei 3€ abgelehnt. Dann bekommt lieber keiner etwas.

Ganz typisch, dass die Tendenz dieses Artikels dieses letztere Verhalten „besseren Menschen“ zuschreibt. Die würden Fairness höher bewerten. Würden danach leben.

Kann man anders sehen: Wenn Sie ein unfaires Angebot annehmen und immerhin etwas bekommen – der andere sogar noch mehr – geht das Leben wenigstens weiter. Brummt die Wirtschaft. Auch wenn der Eine ein bisschen nörgelt.

Lehnt man als Kohlenhydrat-Esser und fairer Mensch unfaire Angebote prinzipiell ab, bekommt niemand etwas, und Schlecker ging tatsächlich Pleite. Mir unvergesslich die Gewerkschafts- Funktionärin, die sich genauso im Fernsehen geäußert hatte.

Ein besserer Mensch???

Ich weiß nicht. Weiß aber eines: eine Kohlenhydrat-Genießerin. Vollfett. Wirklich außerordentlich übergewichtig. Ich hab´s gesehen. Die muss einfach „unfaire“ Angebote, auch wenn die 20.000 Arbeitsplätze retten, ablehnen.

Ich hatte Sie gewarnt in der Überschrift. Medizin, speziell Neurotransmitter haben selbstverständlich mit unserem Sozialverhalten zu tun. Fallen Ihnen da auch typische Beispiele ein?