Hilft gegen Depression. Bekannt. Weshalb bekommen Sie´s dann nicht? Weshalb verschreibt Ihnen ihr Helfer „Citalopram 20mg?“ Ein chemisches Mittel mit den üblichen Nebenwirkungen. Sie wissen, dass ich inzwischen von Wirkungen, nicht mehr von Nebenwirkungen spreche. Ganz bewusst. Und zwar nach persönlicher Erfahrung.

Citalopram ist gängig. Eines der häufigst verschriebenen Mittel. Jeder Dritte von Ihnen kann damit in Berührung kommen oder nimmt es soeben. Da mach ich mir so meine Gedanken.

Gedanken helfen nichts. Also lese ich nach. Und finde doch prompt eine Vergleichsstudie zwischen

Johanniskraut und Citalopram.

Recht sorgfältig gemacht. Also doppelblind, randomisiert und placebo-kontrolliert. Da wird Depression untersucht und dokumentiert mit HAMD, mit BfS, mit CGI. Die verschaffen uns ein objektives Maß. Das Ergebnis der Studie? Besserung der Depression oder gar Heilung

  • Nach Johanniskraut 54 %
  • Nach Citalopram 56 %

Also exakt gleich. Weshalb bekommen Sie dann nicht das doch wohl harmlosere Johanniskraut? Nun, Sie sind ja geschult. Sie können jetzt raten und voll ins Schwarze treffen.

Thema Nebenwirkungen:

  • Nach Johanniskraut 17 %
  • Nach Citalopram 53 % 

War genauso zu erwarten. Die Pharmaindustrie freut sich auf Ihrem Rücken. Sie baden es aus. Mit Nebenwirkungen. Wenn es auch vergleichsweise ohne ginge.

Ach ja, eh ich´s vergesse. Das Schönste an der Studie. Behandlungserfolg, also Linderung oder Heilung der Depression

  • Nach Placebo 39 %

Darüber denken Sie bitte auch einmal nach. Eine richtige Nuss, die Sie da knacken dürfen. Wie auch immer: Wenn man diese Zahlen einmal gelesen hat, wird man doch als Arzt hoffentlich nie mehr Citalopram verschreiben, oder?

Ich lass mich überraschen. Von meinem nächsten Patienten.

 

Quelle: Pharmacopsychiatry  2006 Mar; 39 (2): 66