Das muss gekonnt sein. All diese angestaute Energie, der Wille, die tonnenschwere Last auf den Schultern muss heraus. Das ist Therapie!

Da ist es auch egal was für einen Erfolg Sie feiern. Ob Sie beim ersten Halbmarathon endlich über die Ziellinie flitzen, Ihre ersten 5 km am Stück gelaufen sind oder Sie nach einem langen Arbeitstag nach Hause kommen. Es geht nur darum, dass Sie es feiern. Dass Sie sich feiern. Die Wirkung von ein wenig Freude über das, was Sie hinter sich gelassen haben, ist Balsam für die erschöpfte Seele.

Der Mensch ist ein primitiveres Wesen als er es sich wünscht. Was macht denn ein Gorilla, wenn er einen Kampf gegen seinen Artgenossen gewonnen hat? Probieren Sie es doch mal aus. Sie sollten sich vorzugsweise keinen 1 zu 1 Kampf mit Ihrem Artgenossen dafür als Beispiel nehmen. Fangen Sie klein an und freuen sich darüber, dass Sie es am Morgen pünktlich geschafft haben aus dem Bett zu kommen, ohne, dass die Schlummer-Taste 4-mal gedrückt wurde. Noch besser: Sie durchschreiten die Eingangstür nach getaner Arbeit. Sie können sich gerne animalisch auf die Brust klopfen, wenn Sie Ihre Mitmenschen verwirren wollen. Hier reicht auch ein glückliches Lachen und ein Kuss für den Partner. Das ist Befreiung von den Alltagslasten. Sollte dann doch einmal der Kampf in den Vordergrund treten, reden wir hier von sportlichen Kämpfen. Haben Sie das Ziel dann erreicht, darf auch ein heroischer Schrei die Spannung lösen.

Sitzt im Wasser eine Serie mal beinahe perfekt, dann steige ich nicht wirklich auf die Leine und brülle das hinaus. Aber in Gedanken befinde ich mich im Wettkampfbecken des nächsten Höhepunktes und mache genau das. Schmerzen ade… Jubeln darf man ruhig trainieren und später gezielt anwenden. Bei einem mehrtägigen Wettkampfprogramm ist das neben Belohnung auch eine taktische Methode, um die Konkurrenz einzuschüchtern. Ein persönlicher Sieg muss nicht die Goldmedaille sein, die Freude über die eigene Leistung macht sie in dem Moment aber greifbar. Der Nebeneffekt: Ein gelassener und selbstbewusst auftretender Sportler macht die Konkurrenz unendlich nervös.

Im privaten Umfeld ist das anders. Schon die simple Belohnung durch ein Lächeln tut nicht nur Ihnen gut. Auch Ihre Mitmenschen profitieren davon. Werden Sie zusammen die Lasten des Tages los. Emotionaler, psychischer Stress und Lächeln sind direkt miteinander verbunden! Das unterstreicht auch die 2020 veröffentlichte Studie von Jonas Nitschke et al., publiziert in „The Royal Science“. Sie untersuchte die Aktivität des M. zygomaticus major, dem Mundwinkelheber, in verschiedenen Belastungssituationen (1). Das Ergebnis: Das intuitive Lächeln als Antwort auf das Lächeln Ihres Gegenübers ist unter hohen Cortisolspiegeln abgeschwächt.

Cortisolspiegel können durch unser vegetatives Nervensystem gesenkt werden. Stichwort: Meditation, Bewusstsein, Yoga, Atmung und Ihre ganz persönliche Anti-Cortisol Therapie. Ich schmeiße am Ende einer Einheit im Kraftraum mein Lieblingslied an, belohne mich mit einer warmen Dusche und bin stolz auf das, was ich geschafft habe. Am Abend dann zur Erwärmung vor der Wassereinheit bin ich meist pruppelig und ziehe mein eigenes Ding durch, bis sich nach der ersten halben Stunde im Wasser allmählich die Spannung löst und ich wieder mit der Trainingsgruppe ins Gespräch komme.

Verstehen Sie mich nicht falsch. Auch zusammengezogene Augenbrauen und ein verbissener Kiefer sind eine Stressreaktion, die uns beim Anpassen hilft (4). Lernen Sie sich kennen, denn die intuitiven Reaktionen auf Stressoren sind insbesondere bei den Geschlechtern sehr unterschiedlich (2). Während die Frau mit sozialer Annäherung reagiert, sucht der Mann meist die Distanz (3). Probieren Sie es mal mit diesem indirekten Hormontraining und überlegen sich, wie Sie nach dem nächsten Erfolg, welcher auch immer, Ihre Leistung durch Körpersprache feiern. Träumen Sie davon und dann wird im richtigen Augenblick aus Träumen Realität.


Quellen:
(1) Nitschke JP et al. Stressed connections: cortisol levels following acute psychosocial stress disrupt affiliative mimicry in humans. Proc Biol Sci. 2020 May 27

(2) Ali N, Nitschke JP et al. Systematic manipulations of the biological stress systems result in sex-specific compensatory stress responses and negative mood outcomes. Neuropsychopharmacology. 2020 Sep;45

(3): 28.08.2024 (7:56 Uhr) https://lexikon.stangl.eu/19305/tend-and-befriend-reaktion

(4): Blasberg JU et al. You look stressed: A pilot study on facial action unit activity in the context of psychosocial stress. Compr Psychoneuroendocrinol. 2023 Jun 4


Über den Autor:


“Justus Mörstedt widmete sich bis zu seinem 14. Lebensjahr in seiner Freizeit dem Triathlon, bevor er sich endgültig auf sein Lieblingselement, das Wasser, fokussierte und Finswimmer wurde. Seit 2019 ist er Sportsoldat und studiert und trainiert im Leistungszentrum Leipzig.

Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen: „Hier lebe ich meinen Traum: Leistungssport und Medizinstudium. Mich fasziniert es, das neu Erlernte im Sportleralltag in die Praxis umzusetzen und somit den oft trockenen Inhalten ein wenig Leben einzuhauchen.“

Diese Kombination macht sich bezahlt: im Juli 2024 wurde er zweifach Weltmeister. Über 200m Streckentauchen hält er den Europarekord. Falls Sie neugierig geworden sind, was Finswimming ist, sehen Sie sich in den News um, oder werfen eine beliebige Suchmaschine an!

Forever young wurde ihm mit seinem Einstieg in den Profisport sozusagen „in die Wiege gelegt“. Sein Trainer sagte immer: „Wer hier mitmachen will, muss mindestens ein Strunz-Buch gelesen haben.“ Zu Wettkämpfen verteilte er den Sportlern immer Vitamineral 32. Mit den Jahren in Leipzig hat sich in seinem 23 Jahre jungem Kopf so einiges zusammengesammelt, was er gerne mit Sportlerkollegen unter anderem hier in den News teilt. Dabei unterstützen wir als forever young ihn als Sponsor."