Fast jeder zweite über 40 hat sie: Einen oder mehrere Knoten in der Schilddrüse.

Dass Schilddrüsenknoten weit verbreitet sind, wissen wir seit 20 Jahren. Damals fand in Deutschland die weltweit größte Schilddrüsenreihenuntersuchung statt. Dafür untersuchte man die Schilddrüsen von 96.000 Menschen im Alter von 18 und 65 Jahren mittels Ultraschalls. Es wurden bewusst gesunde Menschen ausgewählt, die im Vorfeld von sich sagten, sie seien „schilddrüsengesund“. Die Ergebnisse dieser Untersuchung wurden im Jahr 2004 als „Papillon-Studie“ veröffentlicht und erreichten damals zumindest unter Medizinern große Aufmerksamkeit, weil das Ergebnis überraschte:

Immerhin hatten 33 % aller Probanden (in der Gruppe der über 40 jährigen sogar fast jeder Zweite) Schilddrüsenveränderungen in Form von Knoten, ohne es zu wissen und ohne etwas zu merken.

Denn Schilddrüsenknoten verursachen in den meisten Fällen keine Symptome und werden oft zufällig entdeckt. Größere Knoten können jedoch Beschwerden hervorrufen, wie Schluckbeschwerden, Druckgefühl am Hals oder Räusperzwang.

Wenn im Ultraschall ein Knoten entdeckt wird und dieser aufgrund seines Erscheinungsbildes nicht eindeutig als gutartig identifiziert werden kann, werden weitere Untersuchungen veranlasst. Eine Szintigraphie kann klären, ob es sich um einen kalten oder warmen Knoten handelt. Kalte Knoten sind Schilddrüsenknoten, die im Szintigramm in "kalten Farben" wie Blau oder Violett dargestellt werden. Das bedeutet, sie nehmen weniger Jod auf und haben einen geringeren Stoffwechsel als das umgebende gesunde Schilddrüsengewebe.

Die Schilddrüse ist das Organ mit den meisten Gewebsneubildungen in Form von Knoten. Die allermeisten sind gutartig. Hinter einem kalten Knoten kann sich in seltenen Fällen (ca. 5 % aller Fälle) auch ein bösartiger Tumor verstecken, daher werden sie regelmäßig kontrolliert, um ein mögliches Wachstum oder Veränderungen zu überwachen.

Kalte Knoten können in der Regel nicht von selbst wieder verschwinden, auch nicht durch eine Jodtherapie. Einmal entstandene Knoten bleiben in den meisten Fällen lebenslang bestehen. Allerdings können sich die Eigenschaften eines Knotens im Laufe der Zeit verändern. Ein kalter Knoten kann durch Wachstum oder Veränderungen der Durchblutung zu einem "warmen" oder „heißem“ Knoten werden, der vermehrt Schilddrüsenhormone produziert und somit Beschwerden, wie Gewichtsverlust, Schlafstörungen oder Herzrasen verursachen kann. Eine Behandlung ist erforderlich, wenn der Knoten Beschwerden verursacht.

„Wir kontrollieren den Knoten, kommen Sie bitte in 6 Monaten zur Kontrolle.“, wird dem Patienten mit einem kalten Knoten in aller Regel mitgeteilt.

Es bleibt zunächst einmal festzustellen, dass Schilddrüsenknoten in den allermeisten Fällen nicht gefährlich, aber zumindest lästig sind. Sie erfordern Kontrolle und Beobachtung, was den ein oder anderen Menschen schon massiv stressen kann.

Es stellt sich die Frage, warum entwickelt die Schilddrüse so viele (lästige) Knoten und was kann man tun, um diese Entwicklung zu vermeiden bzw. weiteren Knotenbildungen vorzubeugen? Damit sind wir direkt im Forschungsgebiet des Münchner Endokrinologen Professor Roland Gärtner. Durch seine Forschungsarbeiten wissen wir, dass die Hauptursachen dieser Knotenbildungen Jodmangel und Selenmangel sind.

Die Schilddrüse ist das Organ mit dem höchsten Jod- und Selengehalt. Beide Spurenelemente sind bei uns endemisch im Mangel, wie Sie wissen. Von daher wundert es nicht, dass in einem Selen- und Jodmangelland, wie Deutschland, Schilddrüsenknoten ein so häufiger Befund sind.

Selen- und Jodmangel führt zu hohem oxidativem Stress im Schilddrüsengewebe, DNA-Mutationen und Hochschaltung von Wachstumsfaktoren, wie Professor Gärtner zeigen konnte.

Somit gilt aber auch, dass sich vorbeugen und verhindern lassen, indem gezielt und ausreichend Selen- und Jod zugeführt wird. So einfach ist es. Und dennoch habe ich es in 20 Jahren nur ein einziges Mal erlebt, dass ein Nuklearmediziner seinem Patienten mit kalten Knoten zu einer täglichen Jod- oder Selenzufuhr geraten hat.


Quellen:
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Jeder-Dritte-hat-Schilddruesen-Veraenderungen-ohne-es-zu-wissen-318883.html

Reiners C, Schumm-Draeger PM, Geling M, Mastbaum C, Schönberger J, Laue-Savic A, Hackethal K, Hampel R, Heinken U, Kullak W, Linke R, Uhde W. Schilddrüsenultraschallscreening (Initiative Papillon). Bericht über 15 zufällig entdeckte Schilddrüsenkarzinome [Thyroid gland ultrasound screening (Papillon Initiative). Report of 15 incidentally detected thyroid cancers]. Internist (Berl). 2003 Apr;44(4):412-9. German. doi: 10.1007/s00108-003-0884-x. PMID: 12914398.

https://jodmangel.de/wp-content/uploads/2019/06/Jod-Kongress-2019-Prof.-Dr.-Roland-G%C3%A4rtner.pdf


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.