Kampfgeist
Kann man sich antrainieren. Schreibt mir eine Patientin aus dem Ausland. 15 Flugstunden von hier entfernt. Ihr wurde Kampfgeist vom Papa geschenkt: Der hat sie für Judo eingeschrieben. Ein Sport, der sie begeistert hatte.
Den Sport übe sie nicht mehr aus, geblieben sei ihr „die Einstellung zu kämpfen gegen die Widrigkeiten des Lebens“. Verstehe ich gut. Was Sie bitte mitnehmen: Freilich kriegen´s manche geschenkt, diese neurotische Grundhaltung. Viele von Ihnen aber bekommen sie antrainiert. Beispielsweise durch Leistungsschwimmen in der Jugend. Das stählt, kann ich Ihnen sagen!
In der mail von heute meint die Dame, dass
„die News eine Lebenseinstellung vermitteln, die zur Eigenverantwortung und Kampfgeist führen“
Freut mich. Freut mich ungemein. Genau das ist ja der Hintergrund: Nehmen Sie Ihr Leben doch bitte selbst in die Hand. Packen Sie zu! Die Kraft, das Durchhaltevermögen kommt oft ja erst mit der Tat. Also danach. Damit rechnen wir in der Regel nicht.
Die Dame hat wirklich gekämpft: Genau zum Eintritt des Rentenalters erkrankt der Ehemann an Krebs. Präzise getimet, kann man sagen. Operation dauerte 4 Stunden. Dann Reha. Und dann hätte sie ihren Mann aus der Klink „ausgeschmuggelt“ und sei 15 Stunden hierher geflogen zur Blutanalyse.
Jetzt spielt der vormalige Krebspatient Fußball, macht täglich Kraftübungen, schwimmt und läuft viel. Fühle sich „kräftig und lebensfroh“.
Wieder einmal Ziel erreicht. Wieder einmal eine „Wunderheilung“ weit über die Schulmedizin hinaus. Die sich ja aufopfernd bemüht. Ich kann das immer nur betonen…... so eine 4-stündige Operation verbraucht auch beim Patienten Energie. Aber dann…. darf man in die Reha. Umgeben von anderen Kranken, die nur ein Thema haben…. Reha war für mich immer das Gegenteil von richtig. Hab mich persönlich geweigert. Mehrfach. Und wie es ohne geht, lesen Sie oben.
Wieviel Millionen Deutsche kennen diesen anderen Weg, diese Alternative NICHT? Die meisten, glaube ich.
Aber es geht ja noch weiter, die mail von heute:
"Als mein Finger wieder angefangen hat mit der Sehnenscheiden-Entzündung… der Orthopäde wollte hier gleich operieren. Vor lauter Verzweiflung habe ich sofort mit no carb angefangen und 6g Omega 3 pro Tag genommen.
Von einem Tag auf den anderen waren Schwellung, Schmerzen, Steifheit weg. Seitdem ist alles wie neu!!!
Das war das letzte Wunder, was ich durch Ihre Hilfe erleben durfte. Eine tolle Nebenwirkung waren die 4 kg, die ich verloren habe.
Fasziniert mich. Die frägt nicht mich, die liest mein Buch. Probiert aus und …. gewinnt. Sehnenscheiden-Entzündung weg. Sie könnten ja auch Achillessehnen-Reizung einsetzen. Durchaus auch Trigeminusneuralgie.
Was ich nie verstehen werde: Da nehmen sie den weiten Weg auf sich zu mir, und könnten alles bequem zu Hause im Fernsehsessel lesend erfahren. Schließlich habe ich all mein Wissen aufgeschrieben in den News, in den Büchern. Steht alles da. Nur für Sie.
Und Sie lesen´s nicht.
Dafür machen Sie mir lustige Vorschläge: Weil Ihnen das Lesen zu mühsam ist, weil die Bücher zu dick sind, solle ich doch bitte mal eine Liste aller Krankheiten erstellen, natürlich alphabetisch, und dahinter genau auftüpfeln, was man dann tut. Bin ich jedes Mal gerührt über so liebenswürdiges Mitfühlen: Wie können wir dem armen Doktor seine schlaflosen Nächte etwas versüßen? Nachts hat er doch nichts zu tun. Da könnte er doch…. ich bedanke mich jedes Mal bei Ihnen für diesen glänzenden Vorschlag.
Dass Sie das selbst auch tun könnten, kommt Ihnen nicht in den Sinn. Denn auch Sie sind eben ein Zoon politicon. Ein Kind unserer Gesellschaft. Ein Kind unserer Zeit. Geprägt durch die Politik: Bloß nichts selber machen. Bloß nichts selbst verantworten. Viel besser, lieber Bürger, wenn Sie sich hinsetzen… und uns machen lassen. Nun ja.
Ein eleganter Schlussgedanke war die Begründung der Patientin, weshalb sie jetzt auch ihre Tochter hier vorgestellt hatte:
So hat meine Tochter die „Instrumente“ für sich selbst und ihre Familie, um gesund und glücklich zu bleiben, so wie mein Vater damals das mit Judo bei mir gemeint hatte.
Einverstanden. Wenn ich das nächste Mal frage, was Sie zu mir treibt, antworten Sie mir also „ich hätte gern die Instrumente, um meine Familie gesund und glücklich zu machen“. Das wäre mal eine intelligente Begründung.