Kann / darf ein Arzt fliegen?
Fliegen im Sinne der hübschen Fabel von der Ameise und dem Adler. Ein anfänglich zaghafter Gedanke, inzwischen ein unverrückbarer Glaubenssatz, der mich im Lauf meiner Sportlerkarriere zum 19-fachen Ironman katapultiert hat. Ohhh. Nix katapultiert. Von Sport hatte ich nachweislich keine Ahnung. Also wurde ich ohne Anstrengung, ohne Zielbewusstsein, ohne es zu wollen … emporgetragen.
Dieses „daneben zielen“, wenn man ins Ziel treffen möchte, war und ist entscheidend dann, wenn Sie im Leben etwas erreichen wollen.
Gilt das auch für meinen Beruf als Arzt? Auch dazu gibt es eine Fabel. Nämlich die mail eines in seinem Beruf berühmten Mannes. Eines Professors. Der sich bedanken wollte mit einem Hintergedanken.
Lese ich oft. Viele von Ihnen verfahren genauso: Erst Lob und Anerkennung, dann eine neue bedrückende Aufgabe die mir – jedenfalls früher – das Herze belastete.
Aber der Reihe danach. Zunächst die „Fabel“.
„… haben sich große Blutanalyse, Aminogramm und vor allem Ihre darauf gebauten Empfehlungen für Sport und Ernährung als segensreich und lebensverändernd erwiesen. Statt 3 bis 4 Mal jährlich eine Woche Ausfall wegen schweren Erkältungen nichts dergleichen dank schlagkräftigem Immunsystem,
statt mäßigem Übergewicht halbwegs muskulöse 80 kg, Halbmarathonzeiten unter 2 Stunden – und Corona ist bisher… auch an meiner Familie und mir vorbeigegangen.“
Das war die Einleitung. Als News-Leser dürften Sie inzwischen sensibilisiert sein: Sie lesen hier keinen SPIEGEL-Artikel oder ein Feuilleton in der FAZ, Sie lesen hier in wenigen Worten vom Wichtigsten Ihres Lebens, Ihrer Existenz: Von neu gewonnener Gesundheit, von Lebensenergie und Lebensfreude (Halbmarathon). Und das so ganz nebenbei auf irgend so einer Website ….
Übrigens: Zur Gaudi schreibe ich diese News nicht. Ihr einziger Zweck ist die Motivation, ist Überzeugungsarbeit. Wenn Sie wollen, ein sanfter Tritt in… aber jetzt zum zweiten Teil der mail:
„… bitte um einen Termin für eine große Blutanalyse mit Aminogramm. Für einen … Selfmademilliardär, sehr aktiv ... leidet aber unter verschiedenen Problemen, die sicherlich häufig auf Stress zurückzuführen sind. Obwohl Patient bei diversen Koryphäen der Berliner Charité und verschiedener Privatkliniken wie etwa dem Lanserhof am Tegernsee war, konnte er bislang keine solchen Verbesserungen erzielen, wie es damals nach meinem Besuch bei Ihnen der Fall war ….“
Sie erkennen das duale Prinzip. Was Sie nicht wissen können: Vor solchen Aufgaben hat es mir früher als Arzt gegraust. Hatte ich Magendrücken … völlig verständlich. Denn jeder Mensch ist ein Individuum. Genau das ist ja die größte (und heiligste) Lebenslast jeden Arztes. Er kann vorher einfach nicht wissen, ob er wirklich helfen kann.
Und als Schulmediziner lebt man selbstverständlich in ständiger Furcht vor den „Nebenwirkungen“. In meiner Sprache Wirkungen. Alle abgedruckt auf dem Beipackzettel jeder Tablette.
Wenn man den ernst nehmen würde, dürfte man als verantwortungsvoller Arzt
(Primum nil nocere) nicht ein einziges Pharmamedikament verschreiben.
Immer und immer wieder versichere ich Ihnen, dass Sie Ihre Glaubenssätze verändern können. Wie auch immer. Durchkeuchen Sie einen Ironman, würde Ihnen der „Glaube“ an Ihre Unverwundbarkeit ein bisschen vertrauter usw. usw.
Üben Sie Ihren Beruf lange genug aus (z.B. 50 Jahre, jeden Tag), haben vielleicht sogar Spaß und Freude daran (glauben Sie nicht? Schade), dann würden sich Ihre beruflichen Glaubenssätze ebenfalls ändern. Verschieben. Und zwar in Richtung Sicherheit.So komme ich zur Überschrift. Heute, letztes Jahr, in den letzten Jahren habe ich auch schlimme, grauslige, seitenlange Vorankündigungen von Patienten mit innerer Ruhe lesen können. Das gab´s früher nicht. Heute, im Moment, weiß ich, dass ich bei jedem nur denkbaren menschlichen Leid in irgendeiner Form helfen kann. Sicherlich nicht immer „heilen“, aber zumindest helfen.
Von der Ameise zum Adler ... gilt also auch für meinen Beruf.