KPU – eine häufige, aber oft nicht erkannte Stoffwechselstörung
Die Kryptopyrrolurie (KPU) ist eine sehr weit verbreitete, aber fast immer unerkannte Stoffwechselstörung. Man geht davon aus, dass ungefähr 10% der Bevölkerung von ihr betroffen ist. Frauen deutlich mehr als Männer.
Lassen Sie uns das Wort in seine Bestandteile zerlegen: „Krypto“ bedeutet im Griechischen „verborgen“. „Pyrrole“ sind Stoffwechselprodukte, die beim Abbau von Häm entstehen. „Urie“ bedeutet so viel wie „über den Urin ausgeschieden“.
Häm-Moleküle sind Bestandteile vieler lebensnotwendiger Verbindung, z. B. von Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff; aber auch vom Myoglobin der Muskeln und von vielen wichtigen Enzymen. Wenn sie nicht mehr gebraucht werden, werden diese in Pyrrole zerlegt und dann über die Galle und den Stuhl ausgeschieden. Das ist der Normalfall.
Bei Menschen mit Kryptopyrrolurie werden Pyrrole nicht primär über die Galle, sondern vor allem mit dem Urin über die Niere ausgeschieden. Da freie Pyrrole für die Niere schädlich wären, bildet sich ein Komplex aus Vitamin B6, Zink und Mangan um die Pyrrole. So verpackt, können diese dem empfindlichen Nierengewebe nichts anhaben.
Die Pyrrole verlassen den Körper, allerdings mit ihnen auch Zink, Mangan und Vitamin B6.
Dies führt in der Regel zu einem kombinierten Mangel an diesen drei lebenswichtigen Mikronährstoffen. Und zwar in solch großen Mengen, die über eine normale Ernährung nicht zu decken sind. Ohnehin ist Zink bei vielen Menschen (Veganer, Diabetiker) eines der Spurenelemente, das sowieso chronisch im Mangel ist. Wenn dann noch eine KPU vorliegt, finden wir im Blut auffallend niedrige Zinkwerte.
Warum bei einigen Menschen Pyrrole den Ausgang über die Niere, statt über den Darm nehmen, ist noch nicht ganz geklärt.
Vermutlich ist die KPU genetisch bedingt. Es gibt Familien, bei denen sich von der Großmutter bis zu den Enkeln erhöhte Pyrrolwerte im Urin nachweisen lassen. Dies hat auch der Entdecker der KPU, der amerikanische Arzt, Dr. Carl Pfeiffer, schon in seinen vielen Veröffentlichungen erwähnt.
Die Leitsymptome einer KPU sind ziemlich unspezifisch:
- Starke Müdigkeit
- Erschöpfung
- Allergien
- Akne
- Alkoholunverträglichkeit
- Hormonelle Störungen
- Konzentrationsstörungen
- Angst- und Panikstörungen
- diverse Nahrungsmittelintoleranzen
Vor allem die vielen psychiatrischen Symptome einer KPU gehen auf den chronischen Vitamin B6-Mangel zurück. Sie wissen ja, dass Vitamin B6 essenziell zum Aufbau all unserer Glückshormone ist, also für Serotonin, GABA und Dopamin.
Ein positiver KPU-Urin-Test bedeutet für viele Menschen eine Erklärung für eine bislang nicht erklärbare Symptomenvielfalt, die oft häufige Fehldiagnosen verursacht hat. Oft wurden sie von ihrer Umwelt belächelt oder als Hypochonder verspottet.
Neben der KPU gibt es weitere, ähnliche Stoffwechselstörungen, die Hämopyrrollactamurie (HPU) und die Phyllopyrrolurie (PPU), die auch alle zu einem kombinierten Mangel an Vitamin B6, Mangan und Zink führen und dieselbe Symptomatik aufweisen.
Die gute Nachricht: Pyrrolurien sind mit Mikronährstoffen gut behandelbar. In aller Regel reicht es, den Erkrankten laborkontrolliert (!) die entsprechenden fehlenden Nährstoffe zu verabreichen. Manchmal jedoch lebenslang.
Quellen:
Kyra Kauffmann, Uschi Eichinger: Der Burnout-Irrtum, 6. Auflage 2019, MVG-Verlag München
Kyra Kauffmann, Sascha Kauffmann: Stoffwechselstörung KPU/HPU – die 101 wichtigsten Fragen und Antworten, 2. Auflage 2021 Hachinger Verlagsgesellschaft, Oberhaching
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.