Auch wenn ein Kropf, medizinisch Struma, in der Schilddrüse zunächst keine Symptome oder Probleme macht, ist er der häufigste Anlass für Schilddrüsenoperationen. Etwa 120.000 Schilddrüsenoperationen jährlich werden in Deutschland durchgeführt, 80 % davon wegen einer Struma und deren Folgeerkrankungen.

95 % aller Kröpfe sind auf chronischen Jodmangel zurückzuführen. Also fast alle!

Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass fast alle Operationen vermeidbar wären, würden die Menschen ausreichend Jod zu sich nehmen. Tun sie aber leider nicht.

Generell spricht man von einem Kropf, wenn das Schilddrüsenvolumen bei Frauen über 18 ml und bei Männern über 25 ml beträgt.

In der Regel hat ein Kropf keinen Einfluss auf die Funktion der Schilddrüse. Es kommt weder zu einer Unter- noch zu einer Überfunktion. Eine Gabe von Schilddrüsenhormonen ist daher in der Regel nicht notwendig.

Kröpfe lassen sich je nach Größe in verschiedene Stadien einteilen:


  • Stadium Ia: Der Kropf ist nur tastbar, aber selbst bei zurückgebeugtem Kopf nicht sichtbar.
  • Stadium Ib: Der Kropf ist tastbar und bei zurückgebeugtem Kopf sichtbar.
  • Stadium II: Der Kropf ist bei normaler Kopfhaltung sichtbar.
  • Stadium III: Der Kropf ist bereits aus der Distanz sichtbar und verursacht lokale Symptome.

Große Kröpfe verursachen oftmals Atembeschwerden und Schluckstörungen, da sie die Luft- und/oder Speiseröhre einengen können. So weit muss es aber gar nicht erst kommen! Kröpfe, besonders in frühen Stadien, sprechen in der Regel gut auf eine Jodtherapie an.

Generell lässt sich sagen, dass bei jüngeren Patienten und einer so genannten diffusen Struma, einer gleichmäßigen Vergrößerung ohne Knoten, die Behandlung in der Regel effektiv ist und sich ein Kropf zurückbilden kann.

Problematisch sind Kröpfe, die mit kalten Knoten durchsetzt sind (Struma multinodosa). Die Knoten sind „kalt“, d.h. die Zellen sind stoffwechselinaktiv und nehmen kein Jod mehr auf.

Daher eignet sich eine adäquate Jodgabe vor allem präventiv, um neue Knoten und einem Kropf vorzubeugen.

Wieviel brauchen Sie persönlich, um zumindest Ihre Schilddrüse ausreichend mit Jod zu versorgen? Die WHO und die D-A-CH-Ernährungsgesellschaften empfehlen 200 mcg pro Tag. Nur für die Schilddrüse wohlgemerkt. Da sind die anderen acht großen jodverbrauchenden Gewebe noch nicht mitversorgt: Das Gehirn, die Prostata, die Eierstöcke, die Brustdrüsen, der Magen-Darm-Trakt, die Speicheldrüsen, die Tränendrüsen, die Leukozyten. Da dürfen Sie getrost noch einmal 200 mcg draufrechnen. Besser ist, Sie stellen Ihren individuellen Bedarf durch eine Laboruntersuchung fest.

Eins ist aber klar: 200 mcg Jod pro Tag allein über die Nahrung aufzunehmen, werden Sie kaum schaffen. Um genug Jod aufzunehmen, müssten Sie täglich


  • 6 kg Käse essen oder
  • 4 Liter Vollmilch trinken oder
  • 13 kg Kartoffeln essen oder
  • 1 Fischmahlzeit essen oder
  • mit einem Esslöffel Jodsalz würzen

Lachs, der Lieblingsfisch der Deutschen, ist im Übrigen nicht jodreich. Da sollten Sie schon lieber Seelachs wählen. Aber täglich?

Tun Sie sich selbst den Gefallen und betrachten Sie Jod wie Vitamin D: Es gehört meiner Meinung nach zur täglichen, lebenslangen Routine der Selbstfürsorge durch entsprechende Nahrungsergänzung.


Quellen:

https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Jeder-Dritte-hat-Schilddruesen-Veraenderungen-ohne-es-zu-wissen-318883.html

Verburg FA, Grelle I, Tatschner K, Reiners C, Luster M. Prevalence of thyroid disorders in elderly people in Germany. A screening study in a country with endemic goitre. Nuklearmedizin. 2017 Feb 14;56(1):9-13. doi: 10.3413/Nukmed-0852-16-10. Epub 2017 Jan 26. PMID: 28124062.

Can AS, Rehman A. Goiter. 2023 Aug 14. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2024 Jan–. PMID: 32965832.


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.