In den News vom (09.02. Laktatmessung) haben wir uns angeschaut, welche Rolle Laktat in der Leistungsdiagnostik spielt und in wie weit es sich als Indikator für den Ermüdungszustand einsetzen lassen kann.

Aufgrund der Korrelation des Laktatanstiegs mit dem Ermüdungszustand wurde lange Zeit angenommen, dass die Produktion von Laktat (Milchsäure) und somit das Laktat selbst die Ursache für die Ermüdung ist. Sicher haben Sie in diesem Zusammenhang schon einmal von der „Übersäuerung“ der Muskulatur gehört. Nach aktuellem Kenntnisstand ist das jedoch nicht der Fall! Vielmehr wird es im Prozess der anaeroben Energiegewinnung ebenfalls als Energieressource verwendet. So decken auch viele Gewebe und Organe, wie beispielsweise unser Herz, während der Belastung einen Großteil des Energiebedarfs über Laktat.

Doch was bewirkt Laktat noch in unserem Körper?

Laktat stimuliert beispielsweise den Transport und die Aufnahme von Glucose in die Muskulatur. Dies führt zu einer verbesserten Insulinsensitivität und Regulierung des Blutzuckerspiegels.

Außerdem löst es die sogenannte Angiogenese (Neubildung von Blutgefäßen aus bestehenden Gefäßen) inklusive gesteigerte Kollagensynthese aus. Diese ist für die Neubildung von Gefäßen und Strukturen notwendig, denn damit können die Gewebe besser durchblutet werden, was eine höhere Leistung ermöglicht. Auch die sogenannte Vaskulogenese (Gefäßneubildung aus Stammzellen) wird durch Laktat stimuliert.

Suzuki et al., (2011) und Newman et al., (2011) konnten beobachten, dass Laktat eine wichtige Rolle bei der Funktion unseres Gedächtnisses spielt und eine Schlüsselrolle bei den vielfach nachgewiesenen positiven Effekten von intensiver Bewegung auf das Gedächtnis einnimmt. Auch bei neuroplastischen Anpassungen, also Prozessen wie dem Abspeichern von Erinnerungen, spielt Laktat eine wichtige Rolle (Yang et al., 2014). Das erhöhte Laktat, welche die Muskeln produzieren, kann die Blut-Hirnschranke passieren und dort die positiven Effekte bewirken. Damit scheint es auch gute Effekte auf neurodegenerative Krankheiten wie Parkinson (Monteiro-Junior et al., 2015) und auf Multiple Sklerose (Wens et al., 2017) zu haben.

Fazit:

Laktat ist also kein Abfall- oder Stoffwechselendprodukt. Neben einer weiteren Form der Energiebereitstellung erfüllt Laktat viele andere wichtige Funktionen in unserem Körper und dient als „Signalmolekül“ für diverse Anpassungsprozesse. Es lohnt sich also auch ab und zu intensive Trainingseinheiten mit einer erhöhten Laktatausschüttung in Ihr Trainingsprogramm mit aufzunehmen.



Über den Autor:


Philipp Seidenspinner ist Experte in Sachen Sportwissenschaft. Mit dem Bachelor of Arts auf genau diesem Gebiet, hat er eine solide akademische Grundlage geschaffen, auf der er seine persönliche Leidenschaft stetig weiter ausbaut. Zusätzlich zu seiner Ausbildung zum Fitnesstrainer, beschäftigt er sich auch privat intensiv mit Krafttraining, was ihm nicht nur eine beeindruckende körperliche Stärke verleiht, sondern auch ein tiefes Verständnis für die Mechanismen des Muskelaufbaus und allgemeiner Fitness. Philipp punktet vor allem mit der Kombination aus Fachwissen und unendlicher Begeisterung für die Thematik.

Das Thema Gesundheit spielt bei Philipp auch noch eine weitere wichtige Rolle: Als Rettungssanitäter, sorgt er täglich dafür, dass Menschen die medizinische Versorgung bekommen, die sie brauchen. Was Philipp zusätzlich auszeichnet, ist seine Faszination für Gesundheitsoptimierung. Dafür taucht er tief in die Welt des Biohackings ein: er erforscht innovative Ansätze und experimentiert mit verschiedenen Techniken, um das Beste aus seinem Körper herauszuholen und sein eigenes Potenzial voll auszuschöpfen.

Das sagt er selbst über sich:
„Ich bin leidenschaftlich daran interessiert, meine Gesundheit und Leistungsfähigkeit ständig auf ein neues Level zu heben. 2011 habe ich meine Reise im Krafttraining begonnen und während meines Studiums habe ich dediziert gelernt, wie ich meine körperliche Stärke und Fitness steigern kann. Das hat mich angeteasert: ich habe mich intensiv mit allumfassender Gesundheitsoptimierung beschäftigt und gelernt, dass das Training nicht die einzige Stellschraube ist, um meine Performance zu verbessern. Das Thema Biohacking fasziniert mich seitdem ungemein. Mein Ziel ist es gesund und fit bis ins hohe Alter zu bleiben und so vielen Menschen wie möglich zu inspirieren, das selbe zu erreichen. “