„Fasten“ löst bei vielen Menschen erstmal alles andere als Hochgefühle aus. Nahrungsentzug wird mit Qualen assoziiert. Dann auch noch FREIWILLIG auf Essen verzichten?! Da zeigt der ein oder andere direkt den Vogel.


Vorne weg: Fasten und Hungern sind 2 verschiedene Dinge!


Während Hungern wirklich quälend ist, ist Fasten eine bewusste Entscheidung und muss auch als solche geachtet werden. Das macht einen entscheidenden Unterschied für Körper & Psyche. Trotzdem ist es nichts Ungewöhnliches, dass wir uns ohne Essen zunächst unwohl fühlen. Das liegt zum einen daran, dass die Mehrheit von uns es schier nicht gewohnt ist, nichts zum Essen zu haben.

Wir leben in Fülle. Für unsere nächste Mahlzeit reicht ein Griff in den Kühlschrank.

Und dann muss sich natürlich auch unser Körper erstmal an den Hungerzustand gewöhnen. Der Stoffwechsel muss von äußerer Nahrungszufuhr umstellen und stattdessen auf eigene Fettreserven zurückgreifen. Jede Zelle muss sich an die neue Energie-Situation anpassen. Das kann einen schon mal an physische und psychische Grenzen bringen. Hat sich unser Metabolismus aber angepasst, kann es sogar zu rauschartigen Glücksgefühlen kommen.

Können Sie nicht glauben? Lassen Sie uns dafür einen Blick ins Gehirn werfen:

Schon bei kurzfristigem Nahrungsentzug beginnt die Produktion von Serotonin hochzufahren. Das Hormon ist als Neurotransmitter maßgeblich für unsere Stimmungslage mitverantwortlich. Hält die Fastenperiode länger als ein paar Tage an und Serotonin verweilt im Blut, kann es seine volle stimmungsaufhellende Wirkung entfalten. Man nennt diesen Punkt auch „Fasten High“.

Neben dem Glückshormon werden auch vermehrt körpereigene Opioide und Cannabinoide ausgeschüttet – die Wirkungen sind ähnlich wie bei Psychopharmaka und Rauschmitteln.

Endogene Opioide werden als Antwort auf Stress produziert und dienen der akuten Hunger-, aber auch Schmerzunterdrückung. Hierzu zählen Substanzen wie Morphin, welches in der Medizin seit Jahrhunderten als eines der stärkst wirkenden Schmerzmittel eingesetzt wird. Durchs Fasten wird die körpereigene Synthese angestoßen.

Insgesamt führt die Nahrungsreduktion dazu, dass sich mehr Kapazität für andere Abläufe in unserem Organismus auftut (z.B. wichtige Aufräum- & Reparaturarbeiten) und wir eine bewusstere Wahrnehmung, nicht nur für unser Inneres, sondern auch unser Drumherum verspüren.


Warum ist das so?
Die Verarbeitung von Nahrung hält unseren Körper mehr in Schach, als man bei einem genüsslichen Bissen in sein morgendliches Schoko-Croissant meinen möchte. Gebäck & Co. und alles was voller leerer Kohlenhydrate steckt sind natürlich noch mal eine ganz andere Hausnummer – aus vielerlei Gründen. Aber lassen Sie uns beim eigentlichen Thema bleiben:
Natürlich brauchen wir wichtige Nährstoffe – NÄHRstoffe, keine unnötigen Füllereien - um überhaupt zu funktionieren. Damit der Körper diese richtig verwerten kann, ist es aber ein langer Weg. Der Verdauungsprozess ist eine komplizierte Sache und bedarf unseren Körper einiges an Energie und Aufmerksamkeit ab.
Um doch nochmal auf das Schoko-Croissant zurückzukommen: Im Gegensatz zu nährstoffreichen Lebensmitteln lohnt sich die investierte Energie leider nicht, weil wir daraus langfristig nichts gewinnen können, außer ein paar extra Gramm auf den Hüften.


Circa 3 Tage nach beendetem Fasten, schaltet der Körper auf Normalbetrieb zurück und auch der Serotonin-Pegel sinkt wieder. Die Erfahrung, neu gewonnenes Bewusstsein & die Kenntnis darüber, was unser Körper alles leisten kann, bleibt aber – und kann lange nachwirken.

Fasten kann uns also in einen Hochzustand versetzen – kann das abhängig machen??

Tatsächlich kann durch die psychischen Wirkungen des Fastens eine Art Abhängigkeit entstehen.
Obwohl sich Fasten in der Regel positiv auf die Psyche auswirkt, können in seltenen Fällen daraus auch Essstörungen oder Zwänge entstehen. Setzen Sie sich am besten einen klaren zeitlichen Rahmen für Ihre Fastenperioden. Leiden Sie an einer psychischen Krankheit sollten Sie gegebenenfalls vom Fasten ganz absehen bzw. nur unter ärztlicher Kontrolle fasten.

Generell gilt: Wie auch verschiedene Ernährungsformen ist auch der Fastenprozess etwas sehr Individuelles und muss in Zeit & Umfang etc. an die persönlichen Umstände angepasst werden!


Tipp:
Intervallfasten kann eine gute Möglichkeit sein, um Fasten in den Alltag zu integrieren.


PS: Kommt Ihnen das mit den Hochgefühlen irgendwie bekannt vor? Schon mal vom Runner’s High gehört? Auch beim Laufen werden Glückshormone ausgeschüttet – nämlich Endorphine.
Falls Sie also doch mal die Finger nicht vom Croissant lassen können, können Sie Ihrem Körper vielleicht mit einer anschließenden Lauf-Einheit etwas Gutes tun!