Masterenzym MTHFR – das viel gehypte SNP
Aus gutem Grund, denn das MTHFR - Enzym ist das wahrscheinlich wichtigste SNP (Abweichung von der normalen Ausprägung) für Sie. Es ist immer dann involviert, wenn eine sogenannte Methylierung erfolgen muss. Methylierung bedeutet, es wird eine Methylgruppe an ein Zielmolekül an- oder abgehängt. So verwundert es dann auch nicht weiter, dass MTHFR an über 200 Enzymreaktionen im menschlichen Körper beteiligt ist, weshalb es als Masterenzym bezeichnet wird.
Dieses Enzym kann bei Ihnen, aufgrund zweier bekannten Abweichungen (SNPs), deutlich langsamer laufen, konkret mit nur 20% der üblichen Leistung, die das Enzym erreicht, wenn die beiden SNPs nicht vorliegen. Sie können sich sicher vorstellen, dass das weitreichende Konsequenzen haben kann. Welche kennen wir aus Studien?
- hohe Werte von Homocystein
- niedrige Werte für Leukozyten
- Alkohol wird nicht gut vertragen
- allgemein schlechtere Entgiftungsleistung
- Kopfschmerzen
- kalte Hände und/oder kalte Füße
- Autismus
- Krebs, z. B. Magenkrebs und Brustkrebs
- Gehirntumor
- Leukämie
- Herzkranzgefäßerkrankung
- Koronare Herzerkrankung
- Hyperhomocysteinämie
- Migräne
- Alzheimer
- Neuralrohrdefekte bei Geburten
- Depressionen
- Schizophrenie
- Thrombosen
- Down-Syndrom
- Bluthochdruck
- Schlaganfall
- MS
- Parkinson
Sie werden – und das ist ganz wichtig und gilt für alle Gene – jetzt nicht alle diese Erkrankungen und Probleme bekommen, nur weil Sie ggf. beide SNPs und somit ein langsames MTHFR-Enzym haben. Es ist jedoch so, dass Ihr Risiko, diese Erkrankungen zu bekommen, steigt. Und ich würde all diese Zeilen nicht schreiben, wenn es nicht auch eine Lösung für das Problem gäbe.
Wenn Sie die langsame Ausprägung haben, und das betrifft sehr viele Menschen, dann sollten Sie zwei Dinge tun:
- Sie sollten Folsäure meiden so gut es nur geht.
- Sie sollten sehr viel Methylfolat zu sich nehmen, z.B. durch den Verzehr von gesunden Blattsalaten oder eben durch eine gezielte Nahrungsergänzung. Das bedeutet mal wieder: Sie betreiben Epigenetik und entschärfen Ihr Risiko. Die einzige Einschränkung für diesen Punkt zwei betrifft Menschen, die unter Depressionen leiden. Sie sollten die Einnahme von Methylfolat über Nahrungsergänzungsmittel im Vorfeld mit Ihrem Arzt abklären.
Man fragt sich häufiger: Warum hat die Natur bzw. die Evolution dieses SNP sich so verbreiten lassen. Wieso war das ein Vorteil? Die Antwort meint die Wissenschaft gefunden zu haben. Denn Menschen mit diesem SNP haben nicht nur Nachteile (auch das gilt für fast alle SNPs, wie wir inzwischen schon gelernt haben bei MAOA oder COMT). Der Vorteil eines langsamen MTHFR liegt darin, dass Sie ein stärkeres Immunsystem haben. Und das ist ein deutlicher Vorteil. Das Gleiche gilt für ein langsames PEMT-Enzym. Und das könnte der Grund sein, warum sich dieses SNP so sehr unter uns verbreitet hat. Man beobachtet eine große Verbreitung dieses SNPs in Gebieten, wo ehemals Malaria stark verbreitet war. Da die Menschen im Mittelmeerraum gleichzeitig viel Gemüse und Salate gegessen haben, die viel Methylfolat enthalten, fiel es nicht ins Gewicht, dass der Körper nur 20 Prozent der Leistung besitzt. Das ist ein ähnlicher Ablauf wie bei Vitamin C, Retinol oder den Omega-3-Fettsäuren. Auch hier wurden die Enzyme immer langsamer bzw. verschwanden komplett, wie bei Vitamin C. Da diese Vitamine und Fettsäuren jedoch in der täglichen Nahrung enthalten waren, hatte es keine Auswirkung auf uns.
Leider hat es in der heutigen Zeit massive Auswirkungen, wenn man diese Zusammenhänge nicht kennt und sich nicht entsprechend ernährt. Wir haben uns allgemein als Gesellschaft viel zu weit von der Natur abgewandt.
Ein Schmankerl habe ich noch zum Schluss. Menschen, die zu wenig methylieren, gelten als besonders ehrgeizig. Sie wollen immer gewinnen, immer der Beste sein. Kommt Ihnen das bekannt vor? Das muss nicht zwingend bedeuten, dass Sie die entsprechenden SNPs besitzen. Es deutet jedoch darauf hin, dass Sie tendenziell untermethylieren. Das Enzym kann auch immer nur so gut arbeiten wie Baumaterial vorliegt. Und da sind wir erneut beim Thema Epigenetik als wichtiger Gesundheitshebel.
Wenn Sie Ihr Wissen um dieses und weitere Gene vertiefen möchten, empfehle ich Ihnen mein Buch „Hör auf Deine Gene“, welches in der überarbeiteten zweiten Auflage gerade neu erschienen und hier im Shop erhältlich ist.
Über den Autor:
“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:
"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe.
Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise."
”