Melatonin-Forscher Dr. med. Jan-Dirk Fauteck bezeichnete Melatonin einst als das „Schweizer Messer unter den Hormonen“. Und je mehr Forschungsergebnisse publiziert werden, desto mehr sollten auch die letzten Zweifler ihm Recht geben. Dr. med. Fauteck sammelt fleißig alle wesentlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Melatonin auf seiner Website: www.melatoninfacts.org. Schauen Sie doch mal rein.

Regelmäßige News-Leser wie Sie brauche ich sicherlich nicht vom Nutzen eines ausreichend hohen Melatonin-Spiegels überzeugen.

Sie alles wissen selbstverständlich, dass dieses Superhormon nachweislich


  • antioxidative Eigenschaften besitzt
  • das Immunsystem moduliert
  • antiviral wirkt (das wissen wir seit der Covid-Pandemie)
  • sich positiv auf die Fruchtbarkeit auswirkt
  • anti-kanzerogen wirkt, insbesondere beim Melanom und bei Brustkrebs (ein großer Teil der Melatonin-Forschung beschäftigt sich mit Brustkrebs)

  • und

  • bei Glioblastom-Patienten das Leben verlängern kann

Melatonin kann noch mehr. Bei meinem letzten Aufenthalt in Asien fiel mir auf, dass dort viele Hautcremes mit Melatonin angereichert sind. Coenzym Q10 kennt man ja auch aus hiesigen Produkten, aber Melatonin war mir in diesem Zusammenhang neu.

Die Asiaten sind uns in vielerlei Hinsicht voraus, insbesondere in der Hautpflege und im Hautschutz. Wenn sie Melatonin in ihre Cremes geben, machen sie das sicherlich nicht ohne Grund, dachte ich mir. Daher habe ich mich mehr den Wirkungen von Melatonin auf die Haut beschäftigt und bin auf interessante Studien gestoßen, die den Hintergrund von Melatonin in Hautpflegeprodukten erklären:

Die asiatischen Cremes sollen nicht etwa für einen besseren Schlaf sorgen, sondern die Mitochondrien der Haut, insbesondere die der Fibroblasten schützen. Fibroblasten sind Zellen der unteren Hautschicht (Dermis), die Kollagen, Elastin und Hyaluronsäure produzieren. Dazu benötigen sie die Aminosäuren Glycin, Prolin und Lysin, Vitamin C sowie jede Menge Energie in Form von ATP von funktionierenden Mitochondrien. Fibroblasten sind daher für die Festigkeit und Elastizität unserer Haut verantwortlich.

Mit zunehmendem Alter nimmt die Anzahl der Mitochondrien der Fibroblasten ab, sie produzieren dann nicht mehr ausreichend Energie. Gehen Fibroblasten in großen Mengen zugrunde, gehen wir quasi in die Binsen. Tiefe Falten und Wundheilungsstörungen sind die Folge. Kein Wunder, dass sich die Anti-Aging-Medizin sehr für die Fibroblasten und speziell für die Mitochondrien der Fibroblasten interessiert.

Hier kommt nun Melatonin ins Spiel.

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass dieses Hormon nicht nur antioxidativ wirkt und auf diese Weise die Haut z. B. vor schädlichen UV-Strahlen schützen kann. Ein weiterer Mechanismus wirkt direkt auf die Mitochondrien der Fibroblasten der Haut. Genau genommen schützt Melatonin das Cardiolipin, einem Phospholipid, das nur in der Mitochondrienmembran vorkommt. Es ist das wichtigste strukturgebende Element der Mitochondrien. Ohne Cardiolipin können unsere Energiekraftwerke nicht existieren und fallen in sich zusammen.

Wie Sie wissen, kann unser Körper Melatonin – bei ausreichend hohen Tryptophan- und Methionin-Spiegeln - während der Nachtstunden auch selbst herstellen. Die Hautzellen können es aber auch direkt aufnehmen. Aufgrund seiner lipophilen Eigenschaften kann Melatonin leicht die obersten Hautschichten durchdringen und tiefere Schichten, auch die Fibroblasten, erreichen und dort schützend wirken.

Mich wundert es ein wenig, dass die Kosmetikindustrie hierzulande sich noch nicht für Melatonin interessiert. Das macht aber nichts, denn ich verwende mein Melatoninspray einfach auf der Haut, auch tagsüber als Schutz vor UV-Licht, und sorge selbstverständlich auch für ausreichend hohe Melatonin-Spiegel von innen durch Tryptophan und Methionin.

Kennen Sie Ihren Melatonin-Spiegel? Dieser ist selbstverständlich messbar. Etwas umständlich über eine Speichel- oder Urinprobe. Sie können sich auch mittels eines Aminogramm informieren. Achten Sie besonders auf Tryptophan und Methionin; mit diesen Aminosäuren wird Ihr Schlaf zum Schönheitsschlaf.


Quellen:
Sevilla A, Chéret J, Slominski RM, Slominski AT, Paus R. Revisiting the role of melatonin in human melanocyte physiology: A skin context perspective. J Pineal Res. 2022 Apr;72(3):e12790. doi: 10.1111/jpi.12790. PMID: 35133682; PMCID: PMC8930624.

Bora NS, Mazumder B, Mandal S, Bhutia YD, Das S, Karmakar S, Chattopadhyay P, Dwivedi SK. Protective effect of a topical sunscreen formulation fortified with melatonin against UV-induced photodermatitis: an immunomodulatory effect via NF-κB suppression. Immunopharmacol Immunotoxicol. 2019 Feb;41(1):130-139. doi: 10.1080/08923973.2019.1566358. Epub 2019 Feb 11. PMID: 30741582.

Day D, Burgess CM, Kircik LH. Assessing the Potential Role for Topical Melatonin in an Antiaging Skin Regimen. J Drugs Dermatol. 2018 Sep 1;17(9):966-969. PMID: 30235383.

www.melatoninfacts.org


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.