Möchten Sie Muskeln geschenkt?
Könn se haben. Jederzeit. Nagelneu. Von Herrn Prof. Lorenz Hofbauer, Uni Dräsdn.
Der hat den nagelneuen Trick im renommierten LANCET veröffentlicht. Dahinter stehen Forscher aus 18 Ländern und 50 Instituten.
Bei solchen Zahlen werde ich hellhörig. Großstudie. Kostet Geld. Und prompt handelt es sich bei dem Trick um ein Medikament namens Bimagrumab, entwickelt vom Pharmakonzern Novartis. Genau. Sind wir wieder beim Thema Pharma.
Üblicherweise werden einem Muskeln von der Natur geschenkt. Mit ein bisschen Eiweiß und ein bisschen Training. Notfalls nachgeholfen mit ein paar blauen Pillen (die DDR lässt grüßen) oder uralten, altmodischen Anabolika.
Was ist neu? Einfach: Der Preis. Bimagrumab ist ein monoklonaler Antikörper. Ich kenn so etwa 60 davon. Werden eingesetzt hauptsächlich zur Krebstherapie. Blocken dort Rezeptoren an Tumorzellen. Oft letzte Hilfe in verzweifelten Fällen. Lebensverlängerung vielleicht drei oder sechs Monate. Zu ungeheuren Kosten.
Hatte ich Ihnen kürzlich im Zusammenhang mit metastasierendem malignem Melanom geschildert (News_vom_24.05.2021_.de).
Doch bleiben wir positiv. Professor Hofbauer jubelt:
„Für mich persönlich ist die jetzige wissenschaftliche Studie der Höhepunkt meiner Karriere.“
Und er darf ja stolz sein. Da wird also alle vier Wochen so ein Antikörper gespritzt und nach sechs Monaten erntet man – je nach gespritzter Dosis – bis zu drei Kilogramm Muskeln. Bitte, bitte jetzt nicht gleich enttäuscht sein. „Nur drei Kilogramm? In sechs Monaten?“
Das Präparat war bisher getestet worden bei Tumorkachexie, also untergewichtigen Krebskranken. Und da zählen drei Kilogramm tatsächlich.
Genauso wie bei jungen Damen mit Anorexie. Körpergewicht 38 kg. Da wäre man für drei Kilogramm mehr wirklich dankbar.
Daher: Applaus, Herrn Professor Hofbauer. Für Ihr liebenswürdiges Geschenk. „Hier haben Sie ein paar Muskeln…“. Hätt ich auch nichts dagegen und so ein paar Spritzen mit – was ich tatsächlich glaube – harmlosen Antikörpern würde ich hinnehmen.
Denn diese besonders sauberen reinen Antikörper nur eines einzigen Typs (monoklonal) besetzten einen bestimmten Rezeptor an der Muskelzelle. Verhindern das Andocken von Myostatin. Myostatin ist ein Hemmstoff für Muskelwachstum. Dieser Hemmstoff wird also verdrängt durch das neue Medikament.
Das große ABER: Alle Studienteilnehmer profitierten von der Behandlung, hatten messbaren Muskelwachstum. Nur leider (Zitat) „kam es zu keiner messbaren funktionalen Verbesserung“. Sprich: Der Muskel wusste gar nicht, wofür er gut sein sollte. Der war nicht „trainiert“. Der war nicht „programmiert“. Der hing nur ziemlich dumm da rum.
Kennt man. Es gibt Menschen die sich ungeheure Muskelberge wachsen lassen, die dann zu (fast) gar nichts taugen. Ich hatte Ihnen einmal von der Weltrekordlerin 100 Meter erzählt, eine Muskel-Walküre. Nur konnte die dann mit ihrer hochentwickelten Beinmuskulatur beispielsweise fünf Kilometer nur sehr langsam und mühsam rennen. Verstanden?
Aber: Man könnte ja begleitend zu diesen neuen Wunderspritzen auch ein bisschen trainieren, oder? Und dann … Sie sehen, die Pharmafirmen, hier Novartis kümmern sich rührend um Sie und Ihr Wohlergehen.
Nicht umsonst ist Professor Hofbauer Direktor des Universitäts-Zentrums für GESUNDES ALTERN …
PS: Bimagrumab ist noch nicht zugelassen. Geplant ist eine abschließende klinische Studie. Investition von einer halben Milliarde Euro. Wenn Ihnen der Mund wieder zugeklappt ist… ohne Pharma geht heute gar nichts mehr.
Jetzt wissen Sie, weshalb ich auf die Natur, auf die Evolution, auf Epigenetik setze. Ist billiger. Ich brauch kein Bimagrumab.