Nachruf auf Sarah Hallberg
Leider ist eine tolle Forscherin aus der Low Carb-Gemeinschaft im März 2022 viel zu jung von uns gegangen. Wir alle verdanken ihr einen sehr mutigen TED-Talk aus 2015 zur Umkehrung von Typ-2-Diabetes und eine sensationelle Studie zum selbigen Thema. Ich habe diese Studie in fast allen meinen Büchern referenziert und fasse auch hier nochmal die vollkommen bahnbrechenden Ergebnisse für Sie zusammen, denn diese Studie hat das Fundament der Diabetesberatung in den Grundfesten erschüttert. An der Studie haben 262 Personen teilgenommen. Nach einem Jahr ergaben sich folgende Ergebnisse:
- 94 Prozent der Teilnehmer mussten nach einem Jahr kein Insulin mehr spritzen
- Alle Teilnehmer (100 Prozent) konnten auf das Medikament Sulfonylurea verzichten
- Der Wert HbA1c verbesserte sich im Durchschnitt von 7,6 auf 6,3
- Der Blutfettwert HDL stieg um 18 Prozent
- Der Blutfettwert Triglyceride sank um 24 Prozent
- Das Gewicht der Teilnehmer sank im Durchschnitt um 13,8 kg
- Insulinresistenz (Homa-IR) sank um 55 Prozent
- Der Entzündungswert CRP ist um 39 Prozent gefallen
- 60,3 Prozent haben einen HbA1c-Wert von unter 6,5 Prozent
- Die Leberenzymwerte haben sich bei allen Teilnehmern verbessert
- Der 10-Jahres-Risikowert für KHK sank um 12 Prozent
Inzwischen haben sich ca. 10 Mio. Menschen Hallbergs Talk angeschaut. Wie meinte Stephen Phinney im eigenen Nachruf: Dieser TED-Talk hätte Hallbergs Karriere als Wissenschaftlerin zerstören können, da Hallberg das Establishment bloßgestellt hatte. Mit ihrem Talk war das Risiko groß gewesen, nie wieder einen öffentlichen Forschungsauftrag zu bekommen. Doch Tage zuvor hatten sich Phinney und Hallberg auf einer Konferenz kennengelernt und beim ersten Treffen direkt zusammen die oben zusammengefasste Studie konzipiert.
Das Rückgrat dieser Studie: Epigenetik!
Alle Teilnehmer in der Studie waren diagnostizierte Diabetiker Typ-2 und das für viele Jahre bis Jahrzehnte. Keiner wurde ausgeschlossen, nur weil er bereits lange Jahre als Diabetiker galt (was bei Studien zur Wirksamkeit von Medikamenten bei Diabetes Typ-2 gern gemacht wird. Wer bereits lange Diabetiker Typ-2 ist, reagiert schlechter. Oder anders: Frisch Diagnostizierte lassen sich leichter behandeln).
Die Intervention erfolgte nur über die Ernährung. Medikamente wurden infolge binnen Tagen und Wochen stark reduziert und abgesetzt. Noch nie zuvor hat es eine so sensationelle Studie zur Umkehr von Diabetes Typ-2 und den damit direkt verbundenen, schlimmen Folgeerkrankungen wie z. B. Herzerkrankungen, Erblindung, Nierenversagen, Schlaganfall und Krebs gegeben.
Liebe Sarah, ich habe Dich leider nicht persönlich kennengelernt. Aber ich bewundere Deinen Mut, einen solchen Talk zu halten und die wissenschaftlichen Befunde ans Licht zu bringen, auch wenn man sich damit seine Karriere ruiniert. Auch bewundere ich Deinen Mut, wie Du mit der Krankheit umgegangen bist.
Hallbergs Ziel war es, die Ergebnisse der Studie, die auf fünf Jahre angelegt war, noch zu Ende zu bringen. Mit Tropf im Arm hat sie weiterhin an Meetings teilgenommen und die Studie maßgeblich mit dirigiert. Vielleicht auch mit diesem Ziel vor Augen hat sie es geschafft, anstatt der prognostizierten 8 Monate noch 4 Jahre ihre Energie in dieses Projekt stecken zu können. Das wollte sie. Das hat sie geschafft.
Von uns ist eine tolle Forscherin gegangen. Und auch wenn dieser Nachruf nun spät kommt - ich habe erst kürzlich durch einen Talk von Stephen Phinney von diesem Verlust gehört – sage ich danke. Danke, Sarah Hallberg.
Quelle: „Effectiveness and Safety of a Novel Care Model for the Management of Type 2 Diabetes at 1 Year: An Open-Label, Non-Randomized, Controlled Study, Sarah Hallberg et al., 2018, DOI: 10.1007/s13300-018-0373-9”
Über den Autor:
“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:
"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe.
Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise."
”