Neuronale Bahnung
ist eine wundervolle Entdeckung. Die anatomische Tatsache, dass stete Wiederholung einer Übung in Ihrem Gehirn Nervenbahnen wachsen lässt. Die Vernetzung der Gehirnzellen verstärkt. Die Entdeckung also, dass Gelerntes unter dem Mikroskop sichtbar werden kann.
War für mich der Anlass, mit dem Laufen zu beginnen. Die erst seit etwa 1988 bekannte Tatsache, dass Laufen den altersbedingten Abbau dieses neuronalen Netzes, also des Gedächtnisses, verhindert. Und nicht nur verhindert, sondern sogar konterkariert: Das menschliche Gehirn kann den Alterungsprozess nicht nur aufhalten, sondern ihn umdrehen. "Forever young" ist Tatsache, so Prof. Eysel von der Uni Bochum.
Und dann kam die Entdeckung, dass Sie gar nicht "arbeiten" müssen. Sie können üben auch nur (nur!) in Gedanken und ... die neuronale Bahnung nimmt ebenfalls zu. Sie können komplizierte Bewegungsabläufe allein in Gedanken einüben und neuronal fixieren. Macht jeder Skispringer. Macht jeder Bobfahrer. Sichtbar im TV. Macht inzwischen wohl fast jeder Sportler.
So kann man sogar schwimmen lernen. Lesen Sie die entscheidenden Sätze bei Timothy Ferris und... üben Sie abends im Bett. Ich hab's ausprobiert und weiß daher, dass es funktioniert.
Funktioniert natürlich auch anders herum. Das vergessen wir immer. Da haben US-Wissenschaftler (nachzulesen auf der Website von "communication research") eine Gruppe Studenten zunächst 20 Minuten lang am Computer spielen lassen und dann sollten die mit einer echten Trainingspistole auf eine männliche Puppe schießen.
Jetzt kommt's: Die Testteilnehmer, die beim Gewaltspiel "Resident Evil IV" Jagd auf den Gegner gemacht hatten, schossen anschießend
"bevorzugt auf den Kopf der Puppe und
trafen diesen fast doppelt so oft"
wie Probanden, die harmlose Computerspiele absolviert hatten.
Funktioniert also. Dass, und wie gut das funktioniert, lesen Sie beinahe täglich in der Zeitung, oder? Baller-Orgien am Bildschirm sind eben kein harmloser Spaß.
Versuchen Sie doch einmal, das laut zu sagen. Die gesamten Medien würden über Sie herfallen. Auch Journalisten lieben und verteidigen Computerspiele. Wissenschaft, Fakten gelten heute schon lange nicht mehr. Wissen wir ja aus der Vitamindebatte.