Oxidativer Stress ist Ihnen sicherlich ein Begriff.

Er lässt sich im Blut als ein Mangel an Antioxidantien, wie z. B. Selen, Vitamin C, Vitamin E, Coenzym Q10, Jod, bzw. ein Überschuss an Sauerstoffradikalen messen. In unseren Zellen kann oxidativer Stress große Schäden anrichten. Daher ist eine regelmäßige Zufuhr an Antioxidantien so wichtig. Insbesondere, wenn wir bereits erkrankt sind.

Es gibt noch eine Steigerungsform von zellulärem Stress, nämlich nitrosativer Stress. Dieser entsteht durch eine ständige Überproduktion von Stickstoffmonoxid (NO-Gas). NO-Gas kann von fast allen Zellen produziert werden und ist z. B. im Rahmen unserer Immunabwehr oder Durchblutungsregulation lebensnotwendig. Das wissen wir spätestens seit der Vergabe des Medizin-Nobelpreises von 1998 an die Forscher Furchgott, Ignarro und Murad.

Wird NO-Gas ständig in großen Mengen produziert und kann er nicht mehr durch Antioxidantien „entschärft“ werden, bildet sich in den Zellen so genanntes Peroxynitrit, ein Superradikal. Als Gas ist es enorm schnell im Körper unterwegs und kann vor allem die Mitochondrien lahmlegen und so die Energiegewinnung blockieren.


Viel Peroxynitrit = wenig ATP


Als Gas ist es schlecht im Blut messbar, daher nutzt man einen Ersatz-Parameter: Nitrotyrosin. Dieser ist stabil und kann über eine Blutprobe bequem gemessen werden.

Denn nicht nur die Mitochondrien werden durch hohe Mengen an Peroxynitrit lahmgelegt, auch freies Tyrosin wird zerstört, wenn es auf das Radikal trifft.


Tyrosin + Peroxynitrit = Nitrotyrosin


Für den Körper ist es so, als wenn kein Tyrosin vorhanden wäre. Es besteht ein funktioneller Tyrosinmangel. Nitrotyrosin ist eine Art Schrott-Tyrosin.

Wer sich an die letzte News noch erinnert, dem sind die Folgen vielleicht noch im Gedächtnis:


  • Müdigkeit
  • Antriebslosigkeit
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Konzentrationsstörungen
  • Blässe und graues Haar

Selbstverständlich sollte immer nach der Ursache gesucht werden, warum der Körper sein universelles Kampfgas überhaupt ständig hochfährt.

Diese sind aus meiner Erfahrung die häufigsten:


  • Chronische Infektionen
  • Chronische Entzündungen (Darm, Schilddrüse, Zähne etc.)
  • Toxische Belastungen
  • Eine instabile Halswirbelsäule

Erhöhter nitrosativer Stress und Nitrotyrosin sind die bio-logische Erklärungen dafür, warum uns chronische Infektionen und Entzündungen altern lassen (Melanin-Synthese!) und uns so viel Energie rauben (Coenzym Q10-Mangel, Katecholaminmangel und Schilddrüsenstörungen).

In dieser Situation hilft vor allem eins: Vitamin B12. Es fungiert wie ein Feuerlöscher und kann den NO-Stress kurzfristig entschärfen. Daneben sind alle Antioxidantien wichtig, die rasend schnell verbraucht werden bei chronischen Erkrankungen; allen voran Vitamin C, Selen, Vitamin E, Alpha-Liponsäure, Coenzym Q10 und auch Jod.

Quelle:
Bartesaghi S, Radi R. Fundamentals on the biochemistry of peroxynitrite and protein tyrosine nitration. Redox Biol. 2018 Apr;14:618-625. doi: 10.1016/j.redox.2017.09.009. Epub 2017 Sep 19. PMID: 29154193; PMCID: PMC5694970.

National Center for Biotechnology Information (2023). PubChem Pathway Summary for Pathway SMP0000006, Tyrosine Metabolism, Source: PathBank. Retrieved December 14, 2023 from https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/pathway/PathBank:SMP0000006


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.