Wenn ein Ingenieur die Welt beschreibt, gehen einem regelmäßig die Augen auf. Passiert mir immer wieder. Man bekommt Zusammenhänge nüchtern, klar, sachlich und stimmig dargestellt.

Kürzlich hatte ich Ihnen geschrieben, dass ein (verzweifelter?) Orthopäde namens Dr. Kaupe (Bonn) Nordic Walking neu erfunden hätte. Sein Gerät nannte er Cross-Shaper (News vom 1.3.2018). Verzweifelt heißt: auch der Kollege wusste natürlich, dass die meisten orthopädischen Beschwerden verschwinden durch Bewegung. Das muss nun gar nicht Marathon-laufen sein, es genügt zügiges Gehen. Täglich. Sie tun´s nur nicht. Nachdem Sie alle an „die Pille“ glauben, lassen Sie sich aber durch Nordic Walking-Stöcke tatsächlich zum Sport verführen. Mit dem theoretischen Vorteil, dass Sie dabei auch die Schultermuskeln benutzen, trainieren, die Fettverbrennung beschleunigen.

In der Theorie. In der Praxis werden die Stöcke nur herumgeschleift, herumgetragen, nicht benutzt. Dem hat der Kollege Orthopäde abgeholfen, in dem er statt Spitzen Räder verwendet. Eine geniale Idee.

Die Sie noch besser verstehen, wenn Sie den beigefügten Artikel eines Ingenieurs lesen. Der die Idee schon 8 Jahre vorher, nämlich 2006 gehabt hatte. Sogar patentieren lassen wollte….

Der Text illustriert sehr anschaulich (typisch Ingenieur) den Unfug der bisherigen Nordic Walking Stöcke und die Möglichkeiten, die in einer kleinen, aber genialen Idee stecken:

    Beim Nordic Walking werden zwei unterschiedliche Arten von Stockspitzen verwendet:

      - Stahlspitzen vornehmlich für unbefestigte Wege,
      - Gummienden vornehmlich für Asphalt.

    Beide Arten besitzen spezifische Nachteile.

    Die am häufigsten verwendeten Stahlspitzen rutschen auf dem Asphalt weg, d.h. man kann sich mit ihnen nur sehr unvollkommen abstützen. Außerdem klappern Sie auf Asphalt oder steinigen Wegen, weshalb man die Annäherung von Nordic Walkern schon aus großer Entfernung bemerkt. In weichem Gelände drücken sich die Spitzen sehr weit ein. Für den Vorwärtsschub geht damit ein Teil der Energie verloren.

    Die eher selten verwendeten Gummienden neigen bei unsachgemäßer Handhabung zum Springen. Um den erwünschten Effekt zu erzielen, müssen Sie exakt geführt, d.h. hochgehoben beim Vorwärtsbewegen und dosiert aufgesetzt werden. Im Gelände steigt der Schwierigkeitsgrad um eine weitere Stufe.

    Bei beiden Arten von Stöcken ist eine sachgemäße Handhabung insbesondere bei schneller Schrittfolge schwierig. Der Gelegenheitswalker ist sehr leicht an seiner „schlampigen“ Stockführung zu erkennen. Der Effekt des Stockeinsatzes geht aber dabei mehr oder weniger verloren.

    Um die geschilderten Nachteile zu beseitigen wird vorgeschlagen, die Stockenden durch ein Gummirad mit Freilauf zu ersetzen (siehe beigefügte Skizze). Dieses Gummirad ist sowohl auf Asphalt als auch im Gelände gut nutzbar. In beiden Fällen ist ein Anheben der Stöcke nicht mehr erforderlich. Sobald die Bewegungsrichtung sich umkehrt, blockiert der Freilauf, und der Walker kann sich über den Stock abstützen.

    Das unschöne Klappergeräusch  auf Asphalt ist damit beseitigt, ohne die Nachteile der Gummienden in Kauf nehmen zu müssen.

    Außerdem eignen sich diese Gummiräder hervorragend für das Gelände, da sie bei Bodenkontakt während des Vorwärtsziehens nicht zum Springen neigen. Der Katapulteffekt der Gummienden bleibt aus, da das Rad abrollt und sich nicht am Boden verhakt. Der Abstützeffekt ist auch in weichem Gelände ausgezeichnet. Die Räder drücken sich weniger stark in den Boden ein als eine Stahlspitze und bewirken einen deutlich geringeren Kraftverlust.


Zur Illustration noch einmal das Bild einer Cross-Shaperin. Mit der modernen Stockvariante.