Mit zunehmendem Alter lassen die hormonproduzierenden Organe, Eierstöcke und Hoden, nach. Langsam, aber sicher nimmt die Produktion von Testosteron, Östradiol und Progesteron ab. Um das 50. Lebensjahr sind die Hormonspiegel bei Männern und Frauen oft schon messbar reduziert.

Aber auch in jüngeren Jahren kommen Hormondefizite vor. Hier ist die Ursache oft ein Mangel an Pregnenolon. Dieses Steroidhormon wird vor allem in den Mitochondrien der Nebennierenrinde auch Cholesterin synthetisiert. Ohne Pregnenolon findet keine Steroid-Hormonsynthese statt. Ohne Pregnenolon kein Cortisol, kein DHEA, kein Testosteron, kein Aldosteron und kein Östrogen. Daher kommt auch der Name „Mutterhormon“.

Wenn der Körper unter Dauerstress steht, benötigt er viel Cortisol. Dann wird ein Großteil des Pregenolons direkt in Cortisol umgebaut, und es kommt zunächst zu einem Progesteron-Mangel („Pregnenolon-Stealing“) und langfristig möglicherweise auch zu einem Mangel an Östradiol und Testosteron.

Lange Zeit dachte man, dass Pregnenolon nur in den Nebennieren hergestellt wird. in den letzten Jahren konnten viele Studien zeigen, dass es auch in größeren Mengen direkt im Gehirn hergestellt wird. Dort hat es eine Funktion als Neurotransmitter und ein Mangel zeigt sich durch


  • Konzentrationsstörungen
  • Gedächtnisstörungen
  • Depressionen
  • Erschöpfung
  • Angststörungen

Niedrige Pregnenolon-Spiegel im Gehirn werden auch mit Demenzerkrankungen, insbesondere mit Alzheimer, in Verbindung gebracht.

Ein Mangel an Pregnenolon in jungen Jahren oder im mittleren Lebensmittel ist häufig.

In der Regel liegt dabei kein Mangel an der Vorläufersubstanz, Cholesterin, vor, sondern Störungen im „Produktionswerk“, den Mitochondrien. Wenn funktionelle oder strukturelle Störungen der Zellkraftwerke vorliegen, sinkt die Syntheseleistung an Pregnenolon deutlich. Daher ist der Pregnenolon-Spiegel ein guter funktioneller Marker für die mitochondriale Funktion sowohl im Gehirn als auch in der Nebenniere.

Natürlich liegt es nahe, einen Pregnenolon-Mangel praktischerweise durch die Einnahme einer Hormonpille auszugleichen.

Ich rate allerdings davon ab, sofern nicht zuvor alle Maßnahmen zur Verbesserung der körpereigenen Produktion ausgeschöpft sind. Im Klartext bedeutet das, die Mitochondrien wieder ans Laufen zu bringen. Mitochondrientherapie ist immer eine ursachenbezogene Therapie. Eine Hormonsubstitution ist es hingegen nicht.

Nach meiner Erfahrung sind die folgenden Mikronährstoffe die wichtigsten Mitochondrien-Booster:


  • Carnitin (1000 bis 2000 mg pro Tag)
  • Taurin (1000 mg pro Tag)
  • Coenzym Q10/Ubiquinol (400 mg pro Tag)
  • Vitamin B2 (100 mg pro Tag)
  • Vitamin B3 (100 mg pro Tag)
  • Magnesium (400 mg pro Tag)

Probieren Sie es einmal selbst: Messen Sie Ihren Pregnenolon-Spiegel, füttern Sie Ihre Mitochondrien 3 Monate lang mit den oben genannten Stoffen und messen Sie erneut.

Schreiben Sie mir gerne Ihre Ergebnisse.

Quellen:
Baulieu EE. Steroids and Brain, a Rising Bio-Medical Domain: a Perspective. Front Endocrinol (Lausanne). 2018 Jun 15;9:316. doi: 10.3389/fendo.2018.00316. PMID: 29963010; PMCID: PMC6013745.
Lin YC, Cheung G, Zhang Z, Papadopoulos V. Mitochondrial cytochrome P450 1B1 is involved in pregnenolone synthesis in human brain cells. J Biol Chem. 2023 Aug;299(8):105035. doi: 10.1016/j.jbc.2023.105035. Epub 2023 Jul 11. PMID: 37442234; PMCID: PMC10413356.
Cai H, Zhou X, Dougherty GG, Reddy RD, Haas GL, Montrose DM, Keshavan M, Yao JK. Pregnenolone-progesterone-allopregnanolone pathway as a potential therapeutic target in first-episode antipsychotic-naïve patients with schizophrenia. Psychoneuroendocrinology. 2018 Apr;90:43-51. doi: 10.1016/j.psyneuen.2018.02.004. Epub 2018 Feb 7. PMID: 29433072; PMCID: PMC5864547.
Vallée M. Advances in steroid research from the pioneering neurosteroid concept to metabolomics: New insights into pregnenolone function. Front Neuroendocrinol. 2023 Nov 21;72:101113. doi: 10.1016/j.yfrne.2023.101113. Epub ahead of print. PMID: 37993022.



Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.