Rezepte eines Neurochirurgen
Heute mal was ganz besonderes. Auch für mich. Zitate und Gedanken aus dem Buch „Eine Grenzerfahrung“ von Marcus Pinsker. Klingt ja zunächst ganz unverdächtig.
Im Buch wird ein Lauf über 161 Kilometer beschrieben. Das Besondere: Es ist der Mauerweglauf
100 Meilen in und um Berlin.
Erlebt und beschrieben von einem außergewöhnlichen Menschen. Einem beruflichen Schädelöffner. Einem Professor für Neurochirurgie.
Der schon einiges hinter sich hat. Nicht nur beruflich. Mehrfach in Südafrika den Comrades gelaufen (90 km). Alle sieben Kontinente einschließlich Antarktis und Nordpol unter die Füße genommen…
Und dem bei Kilometer 138 so farbige Gedanken kommen wie:
„Jede Zelle, die mich ausmacht, ist am Rande der Erschöpfung. Wie viele wundersame Bestandteile jede Zelle hat. Die Mitochondrien haben sogar ein eigenes Erbgut, eine eigene DNA.
Unheimlich, wenn man darüber nachdenkt. Aber das sind die Darmbakterien auch, Kiloweise sind sie Teil unserer Existenz und je nachdem, was wir essen und trinken, verändern sich die Mehrheitsverhältnisse der unterschiedlichen Bakterienstämme.“
Sie lesen hier in einem einzigen, treffenden Satz aus dem Gehirn eines Neurochirurgen, wie sinnlos, welcher Unfug Ihre Stuhluntersuchung auf das Mikrobiom, die Darmflora darstellt. Haben Sie wirklich noch nie nachgedacht? Der meist scheußliche Befund (liegt vor Ihnen) spiegelt nur Ihre scheußliche Nahrung. Die Lösung dieses Problems liegt doch für ein 6-jähriges Kind auf der Hand…
Anderseits, bleiben wir fair: Das Untersuchungsergebnis könnte Sie aufschrecken, aufwecken… dann freilich wäre es hilfreich.
Ach so treffend auch ein paar Vorbemerkungen des Herrn Professor. Bei solch einem Lauf geht es selbstverständlich um das Gewicht. Konkret: Abspecken. In seinen Worten „Alles, was über die Hose hängt, ist zu viel“.
Und wie will er von seinen 78 Kilogramm runter kommen? „Weniger Kohlenhydrate essen, verbunden mit Alkoholkarenz und exzessivem Lauftraining, und das Gewicht nimmt unweigerlich ab. So simpel, so what?“
Erneuter Kommentar: So simple, so what. Und Sie nerven mich Tag für Tag mit der Frage, was Sie ESSEN sollen, um ABZUNEHMEN. Eine irre Logik in Ihrem Kohlenhydrat-verwöhnten Gehirn.
Hatte ich Ihnen nicht einmal mitgeteilt, wie ich persönlich mein Cholesterin von 362 auf 109mg% abgesenkt habe? Durch fast täglich 23,2 km rennen. Nicht joggen, nicht laufen, sondern rennen.
Doch, doch, habe ich in jedem Seminar verkündet. Freilich, bitte entschuldigen Sie, damals waren Sie ja noch gar nicht auf der Welt.
Und News rückwärts lesen, die Suchfunktion bedienen, ist wohl zu viel verlangt…
Und dann kommt ´s. Rezepte. Seine Lieblingsspeisen. Aus diesem Grund diese News:
- Griechischer Salat mit Feta, Salatgurken, Tomaten und Zwiebeln
- Joghurt oder Skyr mit Tiefkühlhimbeeren
- Salatherzen mit Essig und Öl
- Edamer mit einem Bund Radieschen und einem Rettich,
- Zucchini-Spaghetti mit Tomatensoße;
- Avocados in Scheiben mit 5-Min.-Eiern und Sardellen
- Forellenfilets oder geräucherter Wildlachs mit Zitrone und Meerrettich
Dazu Nüsse, Äpfel, Sauerkraut, Schokolade mit einem 90%igem Kakaoanteil.
„Und VITAMIN-TABLETTEN, egal was wer auch immer dazu sagt. Vitamin C, immer mehr als 1g am Tag, dazu Vitamin B-Komplex, Vitamin D, Zink, Selen, Q10.“
Ergebnis? „Krank war ich schon lange nicht mehr, und wer heilt hat recht. Ein Glas kaltes, gutes Bier gehört natürlich auch dazu, oder mal ein Wein.“
Da hat jemand nicht nur lange nachgedacht über das Essen, sondern hat getestet, experimentiert, ist sogar ab und zu mal auf die Waage gestiegen, und hat… ERFOLG.
Ein 161-Kilometer-Lauf heißt Erfolg. Falls Sie zweifeln, tun Sie ´s einfach auch mal.
Seit 30 Jahren verblüfft mich immer nur das Eine: Man sagt Ihnen die Wahrheit, man beweist sie Ihnen aus der Literatur, man zitiert höchst erfolgreiche Mitmenschen, man lebt es Ihnen selbst vor, und dann… fangen Sie immer noch an zu mäkeln, zu nörgeln, zu zweifeln oder … noch schlimmer… zu resignieren.
Ja wollen Sie nun, oder wollen Sie nicht? Leben.
Wenn nicht, dann stehlen Sie mir bitte nicht meine verbleibende Restlaufzeit und sagen Sie ´s einfach laut: „Ich will nicht.“ Einverstanden.
Quelle: Laufmagazin SPIRIDON 5/20 Seite 39. Der Bericht stammt – selbstverständlich – von Manfred Steffny. Einem der letzten großen Vorbilder für uns Läufer.