Können Sie von jedem Profi lernen. Oder von jedem Kind. Auch Tiere wissen Bescheid. Gar selten freilich deutsche Orthopäden. Was folgern wir daraus?

Unsicherheit. Deshalb werde ich auch heute noch tag-täglich zum „richtigen Laufen“ um Rat gefragt. Macht mich jedes Mal ganz traurig. Weil ich felsenfest überzeugt bin, dass sich der Trick in den letzten Jahrzehnten herumgesprochen hätte.

Nun ja: Hat er nicht. Drum heute noch einmal die goldenen Worte vom 02.02.2006:

 Die Leicht-Lauf-Methode 

Wie sieht der richtige Laufstil aus? Ganz einfach.
Betrachten Sie, wie ein Kind läuft. Es hüpft, es federt und freut sich. Es läuft auf dem Vorfuß. Das tun Sie nicht. Das können Sie nicht. Weil Sie Jahrzehnte lang ihren Fuß missbraucht, falsch belastet haben, weil wir alle plattfüßig durchs Leben schreiten.

 Aber wie läuft man denn nun?

Indem man die Schuhe auszieht und los joggt. Und schon wissen Sie wie es geht, wie es sich anfühlt. Sie werden automatisch richtig laufen, wenn Sie kein Hightech zwischen Boden und Fußsohle haben. Sie werden über den Vorfuß laufen. Das geht gar nicht anders.

 Doch dann muckt einer auf

Sie können gar nicht über den Vorfuß laufen. Geht nicht. Das merken Sie nach einer Minute. Dann meldet sich Ihr verkümmerter Wadenmuskel. Er ist hoffnungslos überfordert. Ist beleidigt und lässt Sie das wissen. Kein Wunder: Sie haben ihn ja 20 Jahre nicht benutzt.

 Laufen Sie sich langsam um

Profis setzen zuerst den Vorfuß auf und federn weich durch, erst dann berührt die Ferse den Boden. Dadurch wird der Schritt von den körpereigenen Stoßdämpfern, den Gelenken und Muskeln, weich abgefangen. Für Sie ist das anfangs sehr ungewöhnlich. Versuchen Sie zumindest mit dem Mittelfuß aufzusetzen, mit der ganzen Sohle. Damit Sie Ihre Wadenmuskeln kräftigen. Laufen Sie zwischendurch über Ihren Vorfuß. Und dann, wenn Sie gut genug trainiert sind, federn Sie ganz automatisch vorne ab.

 Die Gebrauchsanleitung

Laufen Sie sich warm. Bewegen Sie sich. Dann üben Sie eine Minute lang, sich möglichst über den Vorfuß abzudrücken. Federn Sie ruhig ein bisschen dabei. Und dann ruhen Sie sich wieder aus: Sie kommen mit dem gesamten Fuß gleichzeitig auf – Ihr normaler Laufstil.

Üben Sie eine Minute pro Laufeinheit. Das behalten Sie ruhig über 2 – 3 Wochen bei. Wenn Sie merken, Sie sind soweit - die Waden spielen mit und jammern nicht mehr- laufen Sie 2 Minuten am Stück über den Vorfuß.
Nach weiteren 2 – 3 Wochen dann 3 Minuten.... üben Sie möglichst oft (täglich), bis Sie immer länger über den Vorfuß laufen können. Bis Ihre Muskulatur sich angepasst hat. Bis Sie wirklich Beinmuskeln entwickelt haben. Dann steht dem aktiven Laufen, dem Federn und Hüpfen nichts mehr im Wege.

übrigens: Es geht nicht darum Ihren Laufstil vollkommen umzudefinieren, sondern ein positives Lebensgefühl zu bekommen. Nämlich das Lebensgefühl, das Sie als Dreikäsehoch einfach so beim Laufen, Springen und Herumtollen lebten. Was für Sie also zählt ist nicht Leistung, sondern Lebens- und Körpergefühl! Ob Sie in 30 Minuten nun 3 oder 5 Kilometer schaffen ist schnurz-piep-egal.

Trippeln Sie

Viele meinen, je länger der Schritt, desto weiter trägt einen der Wind. Nein. Im Gegenteil: Je länger der Schritt, desto mehr Kraft müssen Sie aufwenden. Und das wollen Sie nicht. Sie möchten nicht nach zehn Minuten erschöpft am Wegesrand pausieren, sondern Sie wollen möglichst lange leicht und locker laufen. Je kürzer und lebhafter Ihr Schritt, desto ökonomischer. Und Sie kommen gar nicht in die Verlegenheit mit der Ferse zuerst aufzudonnern, weil Sie nicht aus Ihrem Körperschwerpunkt herausdriften. Und Ihre Waden müssen nur kleine Schritte abfangen.

übrigens: Sie sind stark übergewichtig? Oder haben schon Probleme mit Ihrem Bewegungsapparat? Ihre untrainierten Muskeln und Gelenke müssen viele überflüssige Kilos abfangen und sind oftmals schnell überlastet, mucken auf, ziehen und zwicken. Dann bauen Sie in Ihre Lauferei Gelenk- schonende Sportarten wie Nordicwalking, Radfahren oder Aquajogging mit ein. So bleiben Sie und Ihre Muskeln in Bewegung, sagen Ihren Pfunden weiterhin den Kampf an und können bald leichtfüßig durch die Wälder hüpfen.

Ihr stärkster Stoßdämpfer

Wenn Sie mit der Ferse aufdonnern, spüren Sie das Ihre ganze Wirbelsäule hoch, bis in den Hinterkopf. Ihre Bandscheibe, Ihre Gelenke kriegen den Stoß voll ab. Wenn Sie natürlich über den Vorfuß laufen und Ihr Sprunggelenk mitsamt der Wadenmuskulatur aktiv einsetzen, schonen Sie Ihren Rücken, Ihre Bandscheiben, Knie- und Hüftgelenke. 

Schleppschleifschlurfschlappschritt

Der fällt einem zu, der kommt automatisch, wenn der Läufer durch den Wald hatscht und denkt: "Hoffentlich ist es bald rum." Er spannt die Muskeln nicht an, der Schritt ist lang und Kräfte schonend. Er entlastet die Muskeln. Wenn Sie länger laufen, wird Ihnen diese Technik bekannt vorkommen. Macht nichts, solange Sie wissen, es geht auch anders.

Neugierig geworden?

Auch Chefarzt Dr. Wessinghage (22-facher Deutscher Meister, Weltcupsieger und 5000m Europameister 1982) propagiert das aktive Laufen. Und der muss es ja wissen.

Vergnügliches genau so wie praktisches zum Thema finden Sie im Kultbuch „Das Leicht-Lauf-Programm“. Das meistgekaufte Laufbuch Deutschlands. Gibt’s immer noch bei e-bay.