Meine allererste Patientin als niedergelassener Arzt – unvergesslich – beklagte sich im ersten Satz, inzwischen zehntausendfach wiederholt, wie folgt


„Herr Doktor, ich bin innerlich so unruhig“.


Aua. Da hatte ich gerade 17 Jahre Universitäts-Ausbildung hinter mir, war Internist, Radiologe, Gastroenterologe, Laborarzt, und wurde jäh und unerwartet mit der Realität konfrontiert.

Also nix etwa „Multiples Myelom mit ossärer Beteiligung“. Oder kompliziertes autoimmunes Geschehen, auf welches der Universitäts-Arzt bestens vorbereitet wäre, sondern Alltag. Banaler Alltag:


INNERE UNRUHE.


Ein mir inzwischen lieb vertrauter Begriff. Man lernt, sich einzufühlen, zu verstehen, und man kennt so ziemlich alle Lösungsmöglichkeiten bis hin zu Fluspi 1,5.

Wissend, dass Sie mit Ihrer „inneren Unruhe“ von der Schulmedizin in aller Regel im Stich gelassen werden. Typische Ratschläge „mal Urlaub“, oder „kürzer treten“, oder „Sauna, dann kalt duschen“. Kümmerlich. Wie fast immer, liegt die Lösung in der Molekularmedizin. In meinem inzwischen Glaubenssatz:


„Stimmen die Moleküle,
stimmt der Mensch.“


So wunderhübsch formuliert in der mail von heute. Schlicht, einfach, wohltuend und dennoch von ungeheuerlicher Durchschlagskraft. Gemeint ist: Wie viele meiner Kollegen bekommen solch einen Brief? Ein einziges Mal im Leben? Das Sensationelle hinter dieser mail kann wohl nur ein vielgeplagter Hausarzt ermessen ….

Für Sie, liebe Leserinnen, lieber Leser ein möglicherweise inzwischen gewohnter Text. Für mich jedes Mal etwas ganz Gewaltiges, ein Wunder. Hören Sie einfach mal zu:


  • „Ich bin jetzt mit dem Einnahmeplan fertig und habe festgestellt, dass es mir viel besser geht als vorher.
  • Ich habe gute Laune und mehr Energie. Auch wenn es mit dem Sport noch nicht so ganz klappt. Aber ich bleib dran.
  • Dank dem Magnesium ist mein Schlaf wesentlich besser geworden,
  • ich bin nicht mehr unruhig,
  • habe kein Augenlidzucken mehr,
  • die unruhigen Beine sind auch verschwunden.
  • Auch das Herzklopfen ist verschwunden.“

Nach diesen netten Dankes-Worten kommt dann „Einfach Klasse!“ und die übliche Drohung: „Ich werde Sie auf jeden Fall wieder in Ihrer Praxis besuchen …“ Kinder! Mal herhören! Ich bin Rentner! Hatte mir das so schön vorgestellt, morgens gegen 11 Uhr Beine hochlegen, Kaffee schlürfen und in der FAZ blättern … Tja. Sie scheinen damit nicht einverstanden.

Ist das nicht eine wunderschöne mail? Da springt und hüpft doch jedes Wort. Hell. Fröhlich. Zufrieden. Vielleicht sogar glücklich.

Könnte man runderneuert nennen. Was natürlich impliziert, dass dieser Zustand schon einmal gelebte Wirklichkeit war. Wir vergessen immer das Glück unserer Jugend …. Wer oder was hat uns wohl aus diesem Paradies vertrieben?

Molekularmedizin. Das wundersame Türchen … zurück?