Im Jahr 2017 ging der Nobelpreis für Medizin an drei US-Forscher für die Erforschung so genannter zirkadianer Rhythmen, also unserer inneren Uhr. Wir wissen heute, dass wir durch Lichteinflüsse und dadurch bedingte hormonelle Wirkungen bestimmten Rhythmen unterworfen sind. D.h. wir können uns diesen nicht entziehen, ohne Gefahr zu laufen ernsthaft zu erkranken.

Einer der wichtigsten Taktgeber ist das von mir schon oft erwähnte Melatonin. Es wird in hohen Mengen in den Abendstunden von der Epiphyse ausgeschüttet und seine nachlassende Aktivität im frühen Morgen sorgt dafür, dass Cortisol und die Schilddrüsenhormone aktiv werden. Das eine geht nicht ohne das andere! Ein gestörter Melatoninhaushalt hat daher direkten Einfluss auf die Schilddrüsenfunktion.

Jede dritte (!) Frau hierzulande greift morgens als erstes zu einer Packung Schilddrüsenhormone, weil das Organ nicht mehr allein in die Gänge kommt. Falls Sie dazu gehören: Haben Sie sich einmal gefragt, warum es Ihre Schilddrüse eigentlich nicht schafft, ihren Job zu erledigen?

Ein wichtiger Faktor ist neben den übersichtlichen Baustoffen für Schilddrüsenhormone (Jod, Selen, Tyrosin) ein geregelter Nachtschlaf. Gerade Frauen sind den natürlichen, hormonellen Rhythmen viel mehr unterworfen als Männer. Werden diese aus dem Takt gebracht, zeigt sich das in der Regel durch diverse Hormonstörungen.

Auch unabhängig von Ihrer Schlafqualität und der damit zusammenhängenden Schilddrüsenfunktion sollten Sie sich für Melatonin interessieren, denn es hat sich enorm viel getan in der Melatoninforschung.

Die spannendsten Fakten hier einmal nur kurz umrissen:


  • Verminderung nächtlichen Sodbrennens
  • Senkung eines erhöhten Blutdrucks
  • Verbesserung der Gedächtnisfunktion
  • Wichtigstes lipophiles Antioxidans
  • Schutz der Mitochondrien vor oxidativem Stress
  • Förderung der Ausschüttung von Wachstumshormon

Und


  • Verbesserung der Fruchtbarkeit

Eine sehr gute Nachricht, wie ich finde, vor allem für die vielen kinderlosen Paare, bei denen der Nachwuchs – vermeidlich grundlos – auf sich warten lässt.

Melatonin unterstützt die Synthese von Progesteron und Östradiol. Daneben regt es die Bildung des LH-Hormons (wichtig für den Eisprung!) an.

Eine Studie konnte zeigen, dass nicht ausreichende Melatoninspiegel in der Follikelflüssigkeit die Qualität der Eizellen beeinträchtigt. Umgekehrt konnte aber auch gezeigt werden, dass Melatonin die Eizellen vor oxidativem Stress schützen kann. Da Mütter heute immer später über Nachwuchs nachdenken, ist es auch gut zu wissen, dass Melatonin die seit der Embryonalentwicklung vorhandenen weiblichen Eizellen vor einer vorzeitigen Schädigung durch oxidativen Stress schützen. Kurz gesagt: Wer viel und gut schläft, erhält seine Fruchtbarkeit bis ins „hohe“ Alter.

Ich bin gespannt, was die Melatoninforschung in den kommenden Jahren uns noch an spannenden Erkenntnissen bescheren wird.

Ein optimaler Melatoninspiegel gehört für mich schon lange zu meiner persönlichen Gesundheitsvorsorge genauso dazu wie ein hoher Vitamin D-Spiegel.

Zur Erinnerung: Sie benötigen vor allem folgende Baustoffe in entsprechender Menge:


  • Tryptophan
  • Methionin

Beide sind essenzielle Aminosäuren; messe ich sehr, sehr oft im Mangel


  • Vitamin B6
  • Magnesium
  • Folat
  • Vitamin D3

Quellen:
Reiter RJ, Sharma R, Romero A, Manucha W, Tan DX, Zuccari DAPC, Chuffa LGA. Aging-Related Ovarian Failure and Infertility: Melatonin to the Rescue. Antioxidants (Basel). 2023 Mar 11;12(3):695. doi: 10.3390/antiox12030695. PMID: 36978942; PMCID: PMC10045124.

Tamura H, Kawamoto M, Sato S, Tamura I, Maekawa R, Taketani T, Aasada H, Takaki E, Nakai A, Reiter RJ, Sugino N. Long-term melatonin treatment delays ovarian aging. J Pineal Res. 2017 Mar;62(2). doi: 10.1111/jpi.12381. Epub 2017 Jan 23. PMID: 27889913.


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.