Schmerzfreie Weihnacht
Wie schön es doch sein kann, wenn die Familie Weihnachten wieder zusammen am Tisch sitzt! Doch überlegen Sie einmal, wie viele der Tischgespräche sich um vermeidbare gesundheitliche Befindlichkeiten drehten. Der Mama schmerzt die Hüfte, Papa hat einen steifen Nacken und vom Knie will er gar nicht erst anfangen zu erzählen. Opas Rücken macht Probleme und ach, ein Spaziergang an frischer Luft geht nun wirklich nicht, weil die Bewegung die Schmerzen noch schlimmer macht. Irgendwo haben wir alle Kontakt zum Thema Schmerz, denn jeder Vierte der Deutschen leidet an einer chronischen Ausprägung (5). Angeführt vom Rückenschmerz, der rund 80 % der Gruppe ausmacht, unterstreicht dies die allarmierende Datenlage (1).
Alarm ist hier das Stichwort: „Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer echten oder potenziellen Gewebeschädigung einhergeht oder als solche empfunden wird“ (2). Das sagt uns, dass jede Form von Schmerz als eine Nachricht unseres Körpers fungiert, um uns über eine Dysbalance zu informieren. Ein simples Konzept: Sender und Empfänger sind wir selbst. Jetzt müsste man die Information der Nachricht noch verstehen können.
Die Sender der Nachricht „Schmerz“ sind die sensorischen Nervenendigungen, die unseren Körper durchziehen. Sie übermitteln die Nachricht als elektrischen Reiz an unser zentrales Nervensystem. 250 Millionen Nervenendigungen kontrollieren unsere Körper- und damit Schmerzwahrnehmung allein in unserem Fasziennetz. Auf dem zweiten Platz findet sich die Haut als sensorisches Organ mit 200 Millionen Nervenendigungen. Überlegen Sie sich einmal, dass unsere Faszien mit im Schnitt 12,5 kg der Gesamtkörpermasse in etwa 17 % des Körpergewichtes ausmachen! Sie sind damit unser sensibelstes sensorisches Organ und bei der Genese chronischer Schmerzen ein zentraler Therapieansatz.
Bei chronischen Schmerzen steigt die Anzahl der nozizeptiven (schmerzwahrnehmenden) Nervenendigungen am Ort des Schmerzes. Das wird Sensibilisierung genannt. Das ist ein wichtiger Prozess, der z.B. nach einem Sturz dafür sorgt, dass ein bestimmter Körperbereich empfindlicher auf Reize reagiert und wir somit schädlichen Einwirkungen entgehen können und eine Schutzhaltung einnehmen. Wir nehmen dann Empfindungen als schmerzhaft wahr, die sonst keine Schmerzreaktion hervorrufen. Gleiches widerfährt ihrem Körper bei mangelnder Bewegung. Der Teufelskreis beginnt, wenn den Hilfeschreien des betroffenen Gewebes keine Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Der Schmerz chronifiziert und zieht einen riesigen Rattenschwanz an emotionalen Begleiterscheinungen hinter sich her.
Schmerz macht nicht glücklich. Diese Aufgabe erfüllt die Bewegung! Idealerweise artgerechte Bewegungen, die den rund 7 Millionen Jahre alten Entwicklungsprozess des aufrechten Gehens zugutekommt. Menschen, die an Schmerzen am Bewegungsapparat leiden, profitieren von natürlichen Bewegungsformen. Der erste Gang sollte nicht zum Fitnessstudio gehen, um isoliert Muskelgruppen zu trainieren, um damit die Körperhaltung zu verbessern. Beginnen Sie mit spazieren, walken oder im fortgeschrittenen Zustand mit dem Joggen. Das ist der beste Einstieg, um die Matrix der Faszien neu zu programmieren und einen Heilungsprozess zu starten. Erinnern Sie sich daran, dass Sie Ihrem Körper damit auf allen Ebenen etwas Gutes tun, auch und insbesondere Ihrem größten sensorischen Organ: den Faszien.
Ob Sie dann nächstes Jahr zu Weihnachten erzählen können, welche Schmerzen Sie durch Bewegung losgeworden sind? Das wäre doch mal etwas! Denn, Sie brauchen wahrhaftig Durchhaltevermögen, bis Ihr neuer Bewegungsalltag Früchte trägt. Faszien brauchen Monate bis Jahre, um sich neu zu strukturieren und eine normale Spannung, Gleitfähigkeit und sensorische Versorgung zu etablieren. Denen ist es im Übrigen egal, ob Sie im Neujahr loslegen, oder direkt in die Sportsachen schlüpfen. Fakt ist nur: es ist an der Zeit etwas zu verändern.
(1) 22.12.2024 15:30 Uhr https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/154949/Rueckenschmerzen-in-Deutschland-weit-verbreitet
(2) Definition nach der IASP (International Association fort he Study of Pain)
(3) 22.12.2024 14:28 Uhr https://www.aerzteblatt.de/archiv/42425/Depressive-Erkrankungen-Haeufig-mit-Schmerzen-verbunden
(4) Fascia In Sport and Movement: Editors Robert Schleip and Jan Wilke, Chapter 15 (Robert Schleip and Carla Stecca), 43 (Robert Schleip), 30 (James Earls)
(5) 22.12.2024 17:10 Uhr https://drks.de/search/de/trial/DRKS00029359
Über den Autor:
“Justus Mörstedt widmete sich bis zu seinem 14. Lebensjahr in seiner Freizeit dem Triathlon, bevor er sich endgültig auf sein Lieblingselement, das Wasser, fokussierte und Finswimmer wurde. Seit 2019 ist er Sportsoldat und studiert und trainiert im Leistungszentrum Leipzig.
Doch lassen wir ihn selbst zu Wort kommen: „Hier lebe ich meinen Traum: Leistungssport und Medizinstudium. Mich fasziniert es, das neu Erlernte im Sportleralltag in die Praxis umzusetzen und somit den oft trockenen Inhalten ein wenig Leben einzuhauchen.“
Diese Kombination macht sich bezahlt: im Juli 2024 wurde er zweifach Weltmeister. Über 200m Streckentauchen hält er den Europarekord. Falls Sie neugierig geworden sind, was Finswimming ist, sehen Sie sich in den News um, oder werfen eine beliebige Suchmaschine an!
Forever young wurde ihm mit seinem Einstieg in den Profisport sozusagen „in die Wiege gelegt“. Sein Trainer sagte immer: „Wer hier mitmachen will, muss mindestens ein Strunz-Buch gelesen haben.“ Zu Wettkämpfen verteilte er den Sportlern immer Vitamineral 32. Mit den Jahren in Leipzig hat sich in seinem 23 Jahre jungem Kopf so einiges zusammengesammelt, was er gerne mit Sportlerkollegen unter anderem hier in den News teilt. Dabei unterstützen wir als forever young ihn als Sponsor."