Sober January
Es gibt immer wieder neue Trends für den Jahresbeginn, wie z. B. den Vegenuary oder den Veganuar. Wer diesem folgt, verzichtet freiwillig für den gesamten Januar auf alle tierischen Produkte.
Ein anderer Trend, der sich zunehmender Beliebtheit erfreut, ist der Sober January. Alterativ auch Dry January (Trockener Januar), bei dem Menschen freiwillig einen Monat lang komplett auf Alkohol verzichten. Das klingt angesichts der Völlerei an den Feiertagen vernünftig. Aber was bringt der kurz Verzicht auf Alkohol?
Dies wurde im Rahmen einer englischen Studie untersucht:
Immerhin konnten 64 % den gesamten Januar über alkoholfrei bleiben. Frauen waren dabei tendenziell erfolgreicher, den gesamten Monat auch wirklich alkoholfrei zu bleiben. 71 % der Frauen schafften es, verglichen mit 66 % der Männer.
Danach wurden die 800 Teilnehmer befragt, was sich für sie durch vier Wochen Abstinenz verändert hatte. Sie berichteten, dass sie besser schlafen und sich besser konzentrieren konnten, sich kraftvoller fühlten und auch abgenommen hatten.
Sogar sechs Monate nach dem Dry January wurden noch Effekte beobachtet:
- 49 % gaben an, mehr Kontrolle über ihr Trinkverhalten zu haben
- 59 % der Teilnehmer reduzierten ihren Alkoholkonsum dauerhaft.
und
Über die vier Wochen hinaus konnten viele Probanden immerhin dauerhaft ihre Trinktage von 4,3 auf 3,3 pro Woche reduzieren und auch die dann konsumierte Alkoholmenge von 8,6 auf 7,1 Einheiten pro Trinktag begrenzen. Immerhin. Wir sprechen hier von einer Studie im alkohol-affinen England.
Der Dry January kann also als effektiver Einstieg in ein gesünderes Trinkverhalten dienen und den Alkoholkonsum senken. Aber besser ist es, den Sober January auf die nächsten 11 Monate ausweiten und dauerhaft auf Alkohol zu verzichten.
Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass selbst gelegentlicher Alkoholkonsum massiv gesundheitsschädlich ist. Vor allem für das Gehirn.
Anhand von Daten von über 300.000 Menschen, die über vier Jahre beobachtet wurden, konnte gezeigt werden, dass auch kleine Mengen an Alkohol zu Gehirnatrophie, vor allem im Hippocampus, führt. Der Hippocampus ist übrigens der hauptsächliche Sitz unseres Gedächtnisses.
Jeglicher Alkoholkonsum, auch in geringsten Mengen, kann das Risiko für verschiedene Gesundheitsprobleme, insbesondere auch Demenz, erhöhen.
Die Studie widerlegt frühere irrige Annahmen, dass moderater Alkoholkonsum gesundheitliche Vorteile haben könnte. Weinliebhaber können sich ihren Konsum nun nicht mehr mit den angeblich positiven Wirkungen auf die Gesundheit schönreden.
Es gibt keine sichere Menge an Alkohol für den Menschen.
Selbst geringer Alkoholkonsum kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurogenerative Erkrankungen und viele Krebsarten, insbesondere Brust- und Darmkrebs, drastisch erhöhen.
Die unbequeme Wahrheit lautet kurz und knapp: Alkohol tötet.
Wer jetzt die positiven Effekte aus dem Dry January langfristig sichern und langfristig komplett vom Alkohol wegkommen möchte, dem empfehle ich die beiden sehr lesenswerten Bücher von Gaby und Dr. Bernd Guzek:
- Alkohol adé: Der direkte Weg zurück zur Gesundheit, Guzek Verlag 2021
- Die Suchtlüge: Der Mythos von der fehlenden Willenskraft: Wie Sucht im Hirn entsteht und wie wir sie besiegen, Heyne 2023
Diese Bücher erklären zum ersten Mal medizinisch präzise, dabei aber leicht verständlich, warum ein Ausstieg aus dem Alkohol so schwer ist und welche sinnvollen Wege es gibt, auch langfristig mühelos „dry“ zu bleiben.
Quellen:
De Visser, Richard; Piper, Richard (2020). Short- and Longer-Term Benefits of Temporary Alcohol Abstinence During ‘Dry January’ Are Not Also Observed Among Adult Drinkers in the General Population: Prospective Cohort Study. University of Sussex. Journal contribution. https://hdl.handle.net/10779/uos.23306924.v1
Association between alcohol consumption and incidence of dementia in current drinkers: linear and non-linear mendelian randomization analysis, Zheng, Lingling et al., eClinicalMedicine, Volume 76, 102810, 2024
Über die Autorin:
"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.
Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.