Soziales Miteinander kann man essen
Sozial und Miteinander hören sich in Zeiten des Ukraine-Krieges und sozialen Spannungen in vielen Ländern wie Fremdwörter an. Dass unser Sozialverhalten auch etwas mit unserer Ernährung zu tun hat, erkannte ein internationales Forschungsteam aus Lübeck, München und London bereits 2017. Um den Einfluss von Proteinen und Kohlenhydraten auf das Entscheidungsverhalten zu testen, nahmen Probanden entweder ein Frühstück mit vielen Kohlenhydraten und wenigen Proteinen (deutscher Standard) oder wenigen Kohlenhydraten und vielen Proteinen zu sich. Danach nahmen sie an einem etablierten Test zur Feststellung des sozialen Verhaltens teil.
Ein proteinreiches Frühstück führte zu sozialeren Entscheidungen und Nachsicht.
Aßen die Probanden mehr Kohlenhydrate, reagierten sie viel aggressiver, wenn sie mit sozialen Normverletzungen konfrontiert wurden.
Interessant sind die biochemischen Mechanismen dahinter. Sowohl Kohlenhydrate als auch die Aminosäure Tyrosin, die in Proteinen enthalten ist, steigern die Dopaminausschüttung. Dopamin ist das Hormon, welches uns Antrieb gibt.
Durch Kohlenhydrate kann aber kein neues Dopamin gebildet werden. Kohlenhydrate geben nur das Signal, dass vorhandenes Dopamin ausgeschüttet wird. Ein kurzer Flash entsteht, dann ist schon wieder alles vorbei.
Tyrosin ist hingegen einer der wichtigsten Bausteine für Dopamin. Wird viel Protein verspeist, kann sich mehr Dopamin bilden. Vorausgesetzt es ist genügend Vitamin B6, Folsäure, Eisen und Magnesium vorhanden. Diese Vitamine und Mineralstoffe wirken nämlich als Cofaktoren für die Herstellung von Dopamin. Leider genau die Stoffe, an denen es so vielen mangelt.
Wie sähe eine Welt aus, in der die meisten Menschen genügend Proteine und nur wenige bis sehr wenige Kohlenhydrate essen würden? Besser gesagt, essen könnten. Denn im Gegensatz zu uns, haben viele Menschen schlichtweg nicht die Möglichkeit, mehr Proteine zu konsumieren.
Quelle: Strang S, Hoeber C, Uhl O, et al. Impact of nutrition on social decision making. Proc Natl Acad Sci U S A. 2017;114(25):6510-6514.
Über die Autorin:
"Dr. Kristina Jacoby arbeitet seit 2014 Dr. U. Strunz bei der Erstellung seiner Bücher zu. Besonders fasziniert ist sie von den physiologischen Abläufen im Organismus sowie den Möglichkeiten diese mit Lebensstilveränderungen positiv zu beeinflussen.
Physiologie und Genetik waren ihre Schwerpunkte in ihrem Biologie-Studium, welches sie 2002 abschloss. Von 2004 bis 2010 studierte und promovierte sie an der Deutschen Sporthochschule Köln. Seit 2008 beschäftigt sie sich intensiv mit Meditation und praktiziert täglich.
Das sagt sie selbst zu Ihrer Tätigkeit:
„Jede Krankheit basiert auf Schieflagen im Organismus, die man aufspüren und verändern kann. Davon bin ich überzeugt. Mittlerweile gibt es etliche wissenschaftliche Veröffentlichungen, die das bestätigen. Leider ist das Wissen noch nicht in den Arztpraxen angekommen. Daher möchte ich dazu beitragen, dass möglichst viele Menschen von diesen Möglichkeiten der Heilung erfahren und in die Lage versetzt werden, sie umzusetzen.“"