Spaß am Essen
ist das Hauptargument übergewichtiger Menschen mir gegenüber. Wenn ich mich – selten – einmal hinreißen lasse, über genetisch korrekte Kost zu sprechen. In der Praxis. Dann kommt immer ganz wichtig, überlegen und gönnerhaft die Erklärung, dass man doch „Spaß am Essen“ haben müsse.
Unausgesprochen damit die Vorstellung, das gesundes Essen keinen Spaß mache. Nicht so richtig schmecken würde. Die Lebenslust einschränken würde. Dem hatte ich bisher wenig entgegen zu setzen.
Außer der allerdings nur mit bekannten Tatsache, dass mir heute ein Apfel sehr viel besser schmeckt als seinerzeit Gänsestopfleber. Wenige von Ihnen wissen, dass ich 10 Jahre meines Lebens die Sterne-Küchen studierte und in-aus- und überwendig kannte. Auch im Ausland.
Das mit dem Spaß wollten jetzt einige Wissenschaftler an der Universität Texas genauer wissen. Nach schmackhaftem Essen wird nämlich das Belohnungshormon Dopamin im Gehirn ausgeschüttet. Und das sieht man im Kernspin. Gemessen wurde außerdem noch ein Gen, was die Dopamin-Ausschüttung steuert.
Jetzt kommt's: Übergewichtige Leute (BMI 28,6) hatten deutlich weniger Spaß am Essen. Setzten weniger Glückshormone frei. Und aßen deshalb mehr, um eben doch noch ein bisschen Spaß dabei zu haben. Kompensatorisch.
Wurde im Kernspin bewiesen. Kommt dazu: Diese Menschen mit weniger Dopamin hatten tatsächlich nach einem Jahr „viel mehr an Gewicht zugelegt“ als Menschen, die von vorneherein mehr Dopamin ausgeschüttet hatten, mehr Freude am Essen hatten. Die Schlankeren (BMI 24,3).
Sie ahnen, dass ich jetzt lächle. Ich wusste doch, dass mir Essen schon immer mehr Spaß gemacht hat als all denen, die immer in sich hineingestopft haben. Jetzt ist's bewiesen (Science 2008;322:449).