Stillen erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance. Das ist auch gut so, denn trotz aller Umweltbelastungen ist Muttermilch immer noch die beste und natürlichste Nahrung für das Neugeborene in den ersten Lebensmonaten. Die Natur hat es so eingerichtet, dass die Zusammensetzung so optimal ist, dass der Säugling keine weitere Nahrung oder Wasser in den ersten Monaten benötigt. Vorausgesetzt natürlich, dass sich die Mutter entsprechend ernährt. Denn die Muttermilch ist ein Spiegel der Ernährung der Mutter. Das ist vielen nicht bewusst.

Die optimale Ernährung der Mutter in dieser Zeit ist das A und O.

Hebammen und Stillberaterinnen sollten hier unbedingt mehr Aufklärung betreiben. Für das Spurenelement Jod gibt es bereits eine besondere Aufklärungspflicht, die im Wochenbett gemäß den Mutterschaftsrichtlinien erfolgen muss (und auch im Mutterpass dokumentiert werden soll), de facto aber nie erfolgt. Denn nie ist der Jodbedarf einer Frau so hoch, wie in der Stillzeit. Sie sollte pro Tag 260 mcg Jod zuführen. Das ist durch eine normale Ernährung nicht möglich. Die wenigsten Frauen nehmen zusätzlich Jod in der Stillzeit zu sich. Deutschland ist Jodmangelland, besonders Stillende sind betroffen.

Die Folgen sind Probleme mit der Schilddrüse und – wenig beachtet – ein akuter Muttermilchmangel, der zum frühzeitigen Abstillen zwingt.

Wenn es mit dem Stillen nicht so recht klappt, der Milcheinschuss auf sich warten lässt, oder die Milchmenge einfach viel zu gering ist, liegt es fast immer an einer mangelnden Jodversorgung der Wöchnerin und nicht „an den Hormonen“ oder an Stress.

Veterinäre wissen, dass sie ihren Kühen viel Jod ins Futter geben müssen, damit diese ausreichend Milch produzieren. Gynäkologen und Hebammen wissen das leider nicht. Stattdessen wird mit Wärmeauflagen, Massagen und Kräutertees gearbeitet und oft wird dann frustriert auf Flaschennahrung zurückgegriffen.

Dass Jod die Milchbildung stark fördert, haben britische Ärzte schon im Jahr 1947 festgestellt und im British Medical Journal beschrieben. In dieser Zeit, also vor der Einführung von Antibiotika in der Gynäkologie, in der Wochenbettinfektionen oft tödlich verliefen, gaben verzweifelte Ärzte ihren kranken Patientinnen hochdosiert Jod als Antiseptikum. Alle so behandelten Frauen wurden gesund und konnten plötzlich ihre Kinder stillen, was vorher nicht möglich war.

In Süd-Korea wird heute noch sehr genau darauf geachtet, dass sich die Wöchnerin optimal ernährt und so gestärkt durch die Stillzeit geht. Zum Wohle von Mutter und Kind. Seit Jahrhunderten wird daher die so genannte „Geburtstagssuppe“ gekocht, eine protein- und vor allem jodreiche Suppe, die auch die Milchbildung anregt.

Wir leben in goldenen Zeiten der Labordiagnostik: Wer stillt und unsicher ist, ob die Muttermilch genug Jod für das Kind enthält, kann ein wenig Milch einschicken und in einem Labor gezielt untersuchen lassen. Einfacher geht es fast nicht.

Übrigens: Die Jodversorgung der Mutter (und damit des Kindes) in Schwangerschaft und Stillzeit ist maßgeblich an der Intelligenz des Kindes beteiligt ( siehe auch News vom 27.8.23).


Quellen:

Kyra Kauffmann, Sascha Kauffmann, Anno Hoffmann: Jod – Das Standardwerk, Systemed by Riva, München 3. Auflage 2021

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20253731/

https://www.who.int/tools/elena/bbc/iodine-pregnancy

https://www.thyroid.org/patient-thyroid-information/ct-for-patients/july-2021/vol-14-issue-7-p-9-10/


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.