Stoffwechselkrankheit Depression
Hatten Sie gestern gelesen. Und die verblüffend einfache Lösung. Wenn nun einmal allgemein bekannt ist, dass Depressionen charakterisiert sind durch den Mangel an zwei Botenstoffen im Gehirn, nämlich Noradrenalin und Serotonin, liegt es doch nahe, die zwei Botenstoffe vermehrt zuzuführen.
Beide sind essbar.
Genau so wie es nahe liegt, bei der Stoffwechselkrankheit Diabetes den täglich wirksamen schädlichen Auslöser, nämlich Kohlenhydrate einfach ... wegzulassen. Aber offenbar sind einfache Lösungen nicht so recht gefragt.
Weil es eben ganz so einfach tatsächlich nicht ist. Depressionen brauchen Auslöser. Auch in diesem Punkt sind wir uns einig. Mit den Worten von Prof. Dr. Florian Holsboer: "die Wechselwirkung zwischen Veranlagung und äußerer Ursache führt zur Stoffwechselstörung im Hirn".
Und die äußere Ursache sind Belastungen, Extrembelastungen, wie wir sie bei dem Nationalfußballtorwart ja ausführlich geschildert bekamen. Nachher.
Messbar sind solche Belastungen am einfachsten mit dem Stresshormon Cortisol. Misst Ihnen Ihr Hausarzt jederzeit auf Wunsch. Und wenn man mit der Zufuhr der zwei essentiellen Aminosäuren Erfolg haben möchte, muss natürlich gleichzeitig der schädliche Auslöser, in dem Fall das Cortisol beseitigt werden. Sonst käme man ja aus dem Teufelskreis nicht heraus.
Leichter gesagt als getan. Auch hier habe ich sehr persönliche Erfahrung. Wenn Sie - wie Enke - beispielshalber jahrelang jeden Tag, in jeder Stunde, in jeder Minute Angst haben um das Leben Ihres kleinen Kindes ... wie wollen Sie da Ihr Stresshormon Cortisol vernünftig absenken?
Wenn Sie jeden Tag, jede Stunde, jede Minute fast unerträglich Schmerzen haben ... wie wollen Sie da Ihr Stresshormon absenken?
Sie sehen, wie bei jeder Krankheit kommt es auch bei der Depression auf ein Gleichgewicht an. Da gibt es den schädlichen Angreifer (kann auch ein Virus sein), der Ihnen die wertvollen essentiellen Aminosäuren "wegknabbert", und da gibt es als Gegenpol die gesteigerte Zufuhr an diesen Aminosäuren. Hoffentlich genug. Da braucht es eben manchmal vom Tryptophan nicht 1 Gramm (meint Ihr Apotheker) sondern 20 Gramm. Je nachdem. Stichwort: "Messen"
Frohmedizin, liebe Forever young-Leser, ist in ihren Möglichkeiten noch lange nicht ausgeschöpft. Als praktischer Arzt lernt man täglich, wirklich täglich hinzu.