Wahrheiten direkt auszusprechen, erfordert Mut. Kluge Leute können "ums Eck sprechen". So das berühmte Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin. Mit der einigermaßen reißerischen Verkündigung, dass

"neun von zehn Deutsche zumindest leichte Veränderungen der Beinvenen"

hätten. Also Krampfadern. Da gucken Sie Ihre Waden an und denken: "Ich nicht." Aber neun von zehn? Wenn das glaubhaft wäre? Wissen Sie, was dahinter steckt?

Solch eine Nachricht wird natürlich noch reißerischer in deutschen Medien verarbeitet. Im Focus. Da finden Sie dann auch prompt die Abhilfe: Operation. Ganz neu der Katheder mit Superklebstoff, der die Venen von innen verklebt. Hochmodern die endovenöse Lasertherapie. Jetzt also, besonders medienwirksam, der "Alkohol-Quirl". Alles Aufmerksamkeit heischende Überschriften und Worte. Typisch unsere Medien.

Dabei möchte das Robert Koch Institut uns etwas ganz anderes sagen. Steht auch da. Kleingedruckt. Der bedeutendste Risikofaktor für Krampfadern sei

ausgeprägte Fettleibigkeit.

In Deutschland schon fast Normalzustand. Hier macht 9 von 10 schon eher Sinn. Das war's eigentlich. Abhilfe würde bringen "regelmäßiges Training der Beinmuskulatur - Laufen, Radfahren".

In meiner Praxis wird plakativ gedacht. In Lösungen. Sie nennen ein Problem, ich versuche die Lösung in einem Wort. Ein Wort kann man sich im Allgemeinen merken. Sie also sagen Krampfadern, ich antworte Ihnen

Muskelpumpe.

Und das verstehen Sie. Die geweiteten, erschlafften Adern in Ihren Beinen können durch die Muskulatur bei jedem Schritt zusammengedrückt und damit entleert werden. Das Blut wird (Stichwort Klappen) nach oben wegtransportiert. Sehen Sie, deshalb ärgern mich solche weitschweifigen Artikel, wie Sie sie in jeder Frauenzeitschrift, in der Bunten, im Focus, im Spiegel zu jeder beliebigen Krankheit lesen können: Diese Arbeiten wollen nicht helfen, sondern verwirren.

Krampfadern? Machen Sie sich Muskeln, bewegen Sie diese Muskeln. So einfach ist das Leben. Da brauche ich keinen Alkohol-Quirl oder endovenöse Lasertherapie.