Verwirrtes Denken
Normalzustand. Bei den meisten von uns. Ist nicht etwa in unser Gehirn eingebaut, sondern in der Regel Mangel an Information.
Sie brauchen nur irgendeinen Begriff aus dem täglichen Leben zu googeln. Und finden dutzende, hunderte von Definitionen, Erklärungsversuchen, spannenden Stories zum Thema. Resultat? Sie sind verwirrt. Was ist Wahrheit? Was ist eigentlich der Kern der Sache? Sie wollten ursprünglich nur eine Erklärung finden. Und können – mangels Wissens, mangels Ausbildung – eben nicht Spreu vom Weizen trennen.
Gilt selbstverständlich auch für uns Ärzte. Und genau deshalb werden wir Krankheiten nicht besiegen, obwohl dies nachweislich möglich wäre. Nehmen Sie nur den Diabetes. Ausführlich besprochen im FOCUS (24.02.2018). Dort lesen Sie etwas typisches, irres, wirres, das tägliche Gedanken-Durcheinander:
- „Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam-Rehbrücke analysierte 56 Studien zum Einfluss verschiedener Ernährungsarten auf den Blutzucker. Gut schnitten vor allem der weitgehende Verzicht auf Kohlenhydrate („Low carb“) sowie die Fisch-, Olivenöl-, Gemüse- und obstreiche Mittelmeerkost ab.“
Na und? Werden Sie fragen. Wozu brauch ich da 56 Studien? Wenn ich den Blutzucker tief halten möchte, esse ich eben keinen Zucker. Primitiver geht es wohl ja nicht? Glauben Sie. Sie haben keine Ahnung von den Irrungen und Wirrungen in ärztlichen Gehirnen. Denn der Text geht ja noch weiter. Und ohne große Mühen erkennen Sie spontan, weshalb wir den Diabetes Typ 2 einfach nicht besiegen können. Weil wir gar nicht wollen:
- „Andere Studien identifizierten als Risikofaktoren Rauchen, zu wenig und schlechten Schlaf, Dauerlärm, andauerndes Sitzen und Depressionen. Offenbar fördern auch bestimmte Gene den Diabetes, in manchen Fällen mögen Infektionen eine Rolle spielen“.
Verstanden? „Herr Doktor, ich leide an Dauerlärm. Drum bin ich dick und habe Diabetes II“. So ähnliche Begründungen höre ich jeden Tag im Sprechzimmer. Und ganz offenbar geben viele Ärzte, geben Wissenschaftler dem nach. Nicken mit dem Kopf und bedauern den Patienten.
Anstatt ihm zu sagen, wie das Deutsche Institut für Ernährungsforschung in Potsdam, dass Sie einfach die Kohlenhydrate, den Zucker reduzieren müssen und…. der Diabetes verschwindet. Noch einmal: Verschwindet. Diabetes ist ein völlig überflüssiger Zustand.
Primitivste Logik. Zu allem Überfluss selbstverständlich in beliebig vielen Studien bewiesen. Wird einfach nicht zur Kenntnis genommen.
Wie gnadenlos dagegen Professor Andreas Pfeiffer, Ernährungsforscher in Potsdam:
- „In Amerika gibt es einen Internet-Club von 6.000 Leuten, die mehr als 15 kg abgenommen und gehalten haben (so besiegt man Diabetes). Die Club-Mitglieder befolgen immer 3 Regeln.
- Erstens wiegen sie sich jeden Tag oder jeden zweiten.
- Zweitens haben sie ein Rezept, das sie anwenden, wenn sie auch nur 1 kg zugenommen haben. Dann hungern sie oder laufen Marathon, bis sie das kg wieder losgeworden sind.
- Drittens brauchen diese Menschen regelmäßig Sport.
Gnadenlos. Man versteht´s, wenn man ein Foto von ihm sieht: Sehr schlank, kantiges Gesicht, kurze Haare, leichtes Lächeln auf den Lippen.
Der traut sich, von „Hungern oder Marathonlaufen“ zu sprechen. Der Mann hat Mut. Der spricht Wahrheit.
Wahrheit braucht heute – wahrscheinlich auch schon vor 2000 Jahren - Mut. Ist heute politisch inkorrekt. Noch einmal
Hungern oder
Marathonlaufen!
Kompliment, Herr Professor Pfeiffer.
Quelle: FOCUS, 24.02.2018, Seite 72/73.