Volkskrankheit Parodontitis: Heilmittel Jod
In Deutschland leiden ca. 35 Millionen Menschen an einer Parodontitis, davon 10 % sogar an einer schweren Form.
Die Krankheit, umgangssprachlich auch als "Parodontose" bezeichnet, ist eine chronische Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodont), die das Zahnfleisch und den zahntragenden Teil des Kieferknochens betrifft. Sie führt zum Abbau von Zahnknochen und Zahnhaltefasern. Chronische Zahnfleischentzündungen und Zahnausfall sind die bekannten Folgen.
In der Allgemeinbevölkerung weniger bekannt ist, dass Parodontitis eben auch zu schweren systemischen Krankheiten, wie Herzkreislauferkrankungen, Rheuma, Alzheimer und Parkinson führen kann. Blutungen beim Zähneputzen können das erste Symptom einer Parodontitis sein, was aber oft unbemerkt verläuft und so über viele Jahre fortschreiten kann. >
Unsere Mundhöhle wird von über 500 zumeist freundlichen Bakterien bewohnt. Sie unterstützen unsere Immunabwehr und die Verdauung.
Bei Parodontitis-Erkrankten findet man jedoch Dysbiose-Bakterien, wie Porphyromonas gingivalis, Fusobacterium nucleatum, Tannerella forsythensis und Treponema denticola. Sie gehören nicht zu unserer natürlichen Mundflora. Sie infizieren das Zahnfleisch und den Zahnhalteapparat und zerstören diese langsam, aber sicher.
Bei einer Parodontitis ist die Mundflora nachhaltig gestört und das körpereigene Immunsystem schafft es nicht mehr, die krankhaften Keime auszuschalten.
Versuche, den Keimen durch Antibiotika den Garaus zu machen, sind in der Regel nicht dauerhaft von Erfolg gekrönt. Und so wird immer wieder versucht, lokal durch Reinigung, Ultraschall und Laser die Keime zu vernichten, um die Krankheit aufzuhalten.
Frage ich die Zahnärzte in meinem Freundeskreis nach den Ursachen, so heißt es: Es liegt an der schlechten Mundhygiene der Deutschen.
Hat Deutschland aber wirklich ein Mundhygieneproblem?
Wenn ich so durch die Drogerien meiner Stadt laufe, fallen mir die immer länger werdenden Regale mit einer Riesenauswahl an Mundwässern, Zahnpasta und Zahnreinigungsinstrumenten auf. Und viele Menschen gehen regelmäßig zum Zahnarzt und zur professionellen Zahnreinigung und dennoch steigt die Zahl der Erkrankten.
Es gibt nur wenige Zahnärzte, die bei dieser Volkskrankheit auch die Speichelzusammensetzung im Blick haben. Denn diese spielt eine ganz entscheidende Rolle für die Gesundheit der Mundflora. Für die Speichelproduktion besitzt der Mensch die paarige Ohrspeicheldrüse die paarige Unterkieferspeicheldrüse und die paarige Unterzungenspeicheldrüse). Diese 6 Speicheldrüsen werden als großen Speicheldrüsen benannt. Daneben gibt es 600 - 1000 kleine Speicheldrüsen, die regelmäßig über die Schleimhaut des Mund-Rachenraumes verteilt sind.
Pro Tag sezerniert der erwachsene Mensch insgesamt etwa 0,6 bis 1,5 Liter Speichel.
Speichel besteht zu etwa 99,5 % aus Wasser und enthält etwa 0,5 % gelöste Bestandteile. Und die haben es in sich.
Es sind vor allem
- Sekretorisches IgA
- Laktoferrin
- Jod
und
die das Immunsystem der Mundhöhle aufrechterhalten. Bei Zinkmangel fällt der Spiegel des sekretorischen IgAs deutlich.
Jod ist ein wichtiges, natürliches Antiseptikum und wirkt auch gegen Parodontitis Keime nachhaltig. Ganz ohne Resistenzgefahr und Nebenwirkungen für das restliche Mikrobiom.
Alle Speicheldrüsen besitzen spezielle Jod-Symporter (genau wie die Schilddrüse), um Jod aus dem Blutkreislauf herauszufiltern. Das hat die Natur nicht ohne Grund so eingerichtet. Nur wenn da nichts herauszufiltern ist, weil Jod eben kein täglicher Bestandteil der Nahrung ist, ist der Speichel zwangsläufig jod-arm.
Das dürfte bei den allermeisten Menschen hierzulande der Fall sein. Denn seit 2023 ist es amtlich: Deutschland ist leider wieder offizielles Jodmangelland (ich schrieb bereits darüber).
Quellen:
Jordan AR, Micheelis W, editors. Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) Köln: Deutscher Zahnärzte Verlag DÄV; 2016
Sahrmann P, Manz A, Attin T et al. Effect of application of a PVP-iodine solution before and during subgingival ultrasonic instrumentation on post-treatment bacteraemia: a randomized single-centre placebo-controlled clinical trial. J Clin Periodontol 2015; 42: 632–639