Was der Muskel alles kann
04.03.2017
… außer einen Bierkasten heben. Oder Sie auf die Zugspitze transportieren. Ja, das kann er auch. Aber noch sehr viel mehr. Sie werden sich wundern. Lesen Sie einfach mit:
- Blutdruck senken. Früher hätte man einen Arzt ins Gefängnis gesteckt, der einem Bluthochdruckkandidaten Muskeltraining verordnet. Heute weiß man: Muskeltraining wirkt so gut wie ein Medikament. Weil neue Gefäße sprießen, alte verkalkte sich verjüngen und sich weiten. Das Blut wieder besser fließt.
- Diabetes vorbeugen. Die Zuckerkrankheit beginnt im unbewegten Muskel. Muskeltraining macht die Zellen wieder empfänglich für das Blutzuckerhormon Insulin. Ein bewegter Körper kriegt keinen Diabetes. Ein spannender Versuch: Muskelexperte Markus Schülke vom Berliner Universitätsklinikum Charité ließ Menschen mit Altersdiabetes jeden Tag trainieren. Über Wochen hinweg. Aber nur ein Bein. Dann guckte er nach, wie beide Beine auf das Blutzuckerhormon Insulin reagieren. Das trainierte Bein schickte den Zucker wieder schnell ins Gewebe. Das untrainierte Bein litt weiter an Diabetes.
- Kopfschmerzen vertreiben. Wer sich um seine verspannte Schulter- und Nackenmuskulatur kümmert, wird Kopf- und Nackenschmerzen leichter los. Vor allem Frauen leiden häufig unter der „Trapezius-Myalgie“. Kopenhagener Forscher fanden heraus: Der Rückgang der Trapeziusschmerzen korreliert mit der Zunahme der Muskelstärke. Und sie verordnen chronischen Nackenschmerzkandidaten dreimal die Woche 20 Minuten dynamisches Krafttraining.
- Osteoporose verhindern. Ganz was Unangenehmes: Knochenschwund. Fängt schon ab 25 an. Führt dazu, dass man sich im Alter die Knochen bricht. Die Wirbel. Die Oberschenkelhälse, Speichen, Oberarmkopf, Becken… Kann man ganz einfach vorbeugten. Mit Muskeltraining, mit Koordinationsübungen – die verhindern nämlich, dass man über den Teppich stolpert. Der Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung lässt nicht nur die Muskeln wachsen. Der stimuliert auch den Stoffwechsel der Knochen.
- Fett wegschmelzen. Der stemmende Muskel bildet Interleukin. Einen Botenstoff, den 50 Millionen Deutsche auf ihre Liste ans Universum setzen würden, wenn Sie wüssten, dass es ihn gibt. Er schmilzt Fett weg. Direkt über dem Muskel ist die Fettschicht dünn. Je größer der darunterliegende Muskel, desto dünner. Tja. Nix von wegen Problemzonen kann man nicht modellieren. Die beiden Botenstoffe Interleukin-6 und Interleukin-15 machen schlank.
- Entzündungshemmer produzieren. Entzündungen im Körper sind für so grauenhafte Lebensqualitätsräuber verantwortlich wie Herzinfarkt, Krebs, Alzheimer, Diabetes … Kann man alles einfach nicht kriegen. Man muss nur seinen Muskel in Aktion halten. Sport bringt den Muskel dazu, den Wunderheiler Interleukin-6 in hundertfacher Dosis ins Blut zu schütten. Damit er seine segenreiche Wirkung von Kopf bis Fuß entfaltet.
- Immunsystem stärken. Dass wohldosierte Bewegung das Immunsystem stärkt, das wissen Sie. Aber wissen Sie auch, dass Muskeln eine gigantische biochemische Stoffwechselfabrik sind? Muskeln produzieren Eiweißbausteine direkt aus den neun essenziellen (lebenswichtigen) Aminosäuren. Beispielsweise das Glutamin. Muskeln sind also die Glutaminlieferanten des Immunsystems. Menschen mit mehr Muskeln haben meist ein starkes Immunsystem. Instinktiv weiß das jedes Tier: Muskulös = stark = potentes Immunsystem = gesund = gutes Genmaterial = attraktives Paarungsobjekt. So einen Klassiker des Paarungsverhaltens kenne Sie sicher auch aus Ihrem Bekanntenkreis.
Quelle: „die neue diät – das fitnessbuch“. Seite 39. Bei Heyne.