Was genau ist Low Carb?
Es gibt leider sehr häufig ein Missverständnis, was „Low Carb“ – also niedrige oder wenige Kohlenhydrate – eigentlich bedeutet. Oftmals wird angenommen, dass man nun gar keine Kohlenhydrate mehr essen darf, also auch keine Möhre oder gar keine Kartoffel mehr. Das ist zwar per Definition auch verbunden mit wenig Kohlenhydraten, da wenig in diesem Fall gar keine bedeutet. Nur spricht man hier dann von einer ketogenen Ernährung anstatt Low Carb. Nur so viel vorweg: Das ist in den meisten Fällen nicht notwendig und gar nicht so selten auch überhaupt nicht sinnvoll, so zu essen. Keto ist jedoch in einigen Fällen sinnvoll als therapeutische Maßnahme. Doch schauen wir uns das mal im Detail an.
Ich habe in 2016 die Bücher von Mark Sisson gefunden und verschlungen, da er in seinem Leben ähnliche Probleme hatte wie ich, nämlich Probleme mit Gluten. Mark Sisson war professioneller Marathonläufer und musste seinen Beruf recht früh aufgeben, da er an Reizdarm erkrankte. Sisson hatte sich aus Eigeninteresse sehr intensiv mit dem Thema Ernährung beschäftigt und er kam auf folgende einfache Definition von Low Carb:
Sie selbst finden Ihren optimalen Wert zwischen 50 und 150 Gramm Kohlenhydrate am Tag.
So einfach! Wir sind alle verschieden und wir wissen im Detail nicht, wie gut wir größere Mengen Kohlenhydrate vertragen oder ob wir - wie Dr. Strunz - ketogen essen können. Aber mit dieser Vorgabe und dem Hinweis von mir, ruhig mit 100 Gramm gesunder Kohlenhydrate (Gemüse, Kartoffeln oder, wer es verträgt, Sauerteigbrot) am Tag zu starten, ernährt man sich perfekt Low Carb und der Körper wird sich nun automatisch regulieren. Denn es kann individuell durchaus zu Problemen kommen, wenn man dauerhaft zu wenig bis gar keine Kohlenhydraten isst. Häufige Probleme sind:
- höherer Herzschlag
- höheres Cortisol
- schlechtere HRV (die direkt damit zusammenhängt)
- schlechterer Schlaf
- schlechtere Hormonspiegel im Blut
- Mineralienverlust (Natrium und/oder Kalium) und infolgedessen Extrasystolen
Warum ist das so? Professor Layman hat „uns“ das schön kompakt erklärt: Unser Körper braucht ca. 80 bis 110 Gramm Kohlenhydrate am Tag und die muss er herstellen, wenn man diese nicht isst. Das mag eben auch leicht schwanken von Mensch zu Mensch, nur wir kennen leider die Gründe nicht, da das Thema nicht untersucht wird. Es ist für die Pharma- und Lebensmittelindustrie nicht von Interesse und da steckt nun mal das Geld für Forschung.
Es gibt auch noch den betriebswirtschaftlichen Aspekt: Es ist deutlich günstiger, eine kleine und gesunde Menge an Kohlenhydraten zu essen, anstatt den Körper zu zwingen, diese aus Eiweiß herstellen, denn Eiweiß ist deutlich teurer als Gemüse. Daher besteht meine Hauptmahlzeit auch sehr häufig aus einem guten Stück Fleisch, wahlweise Rind oder Lamm, und einer großen Portion Gemüse, zu der sich auch immer ein paar wenige Kartoffeln dazugesellen, so dass ich pro Mahlzeit auf ca. 30 Gramm Kohlenhydrate und 30 Gramm bioverfügbares Eiweiß komme, so dass mein Körper nicht auf die Idee kommt, Eiweiße in Glukose umzuwandeln.
Fazit: Low Carb bedeutet nicht, keine Kohlenhydrate zu essen, sondern die Menge an Kohlenhydrate auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren, was bei jedem individuell zwischen 50 und 150 Gramm Kohlenhydrate liegt.
Quelle:
A Reduced Ratio of Dietary Carbohydrate to Protein Improves Body Composition and Blood Lipid Profiles during Weight Loss in Adult Women, Donald K. Layman et al., 2003, DOI: 10.1093/jn/133.2.411
Über den Autor:
“Robert Krug beschäftigt sich seit 2016 intensiv mit dem Thema Gesundheit und Ernährung im Hinblick auf die Biochemie des Menschen. Seit 2019 veröffentlicht Robert Krug Bücher zu den Themen genetisch korrekte Ernährung und zur ganzheitlichen Betrachtung des Menschen. Doch lassen wir ihn selbst einmal zu Wort kommen, wie er seinen Weg zur Biochemie gefunden hat:
"Ich liebe es, Probleme zu lösen. Das wird mit ein Grund dafür gewesen sein, dass ich 1994 Wirtschaftsinformatik studiert und warum ich leidenschaftlich gern Software programmiert habe.
Mein Weg zur ganzheitlichen Medizin erfolgte aus der Not heraus, da ich in 2016 selbst erkrankte und von der Schulmedizin leider keine Hilfe bekam. So fing ich an, mich Stück für Stück mit meinen Problemen zu beschäftigen und zu lesen, um den Problemen auf den Grund zu gehen. Also das gleiche Vorgehen wie bei der Arbeit. Das war sozusagen der Start für mein inzwischen leidenschaftliches Interesse an der Biochemie und somit der Start meiner Reise."
”