Welches Zeug schlucken Politiker?
Frägt mich ein Ultraläufer. Ein ganz extremer. Der ohne weiteres so zwischendrin mal kurz 150 km
abspult. Oder mal 40 km trainiert. Am Sonntag. Solche Menschen haben viel Zeit. Viel Zeit. Zum Nachdenken.
Ganz schlecht. Nachdenken heute ist schlecht. Glauben Sie mir. Der kommt prompt auf die Frage:
„Lieber Uli: Sag doch mal, kurz, wo unser Land hinsteuert mit der Flüchtlingskrise. Normal interessiert mich das als Ultraläufer nicht. Aber welches Zeug nehmen denn unsere Politiker??“
Klug gedacht. Bis auf den Irrtum „unser Land“… das hat sich inzwischen erledigt. Das ist vorbei. Das „unser“. Aber welches Zeug wohl die Politiker schlucken?
Hochinteressant. Wir haben ja soeben über die massiven Drogen gelesen, mit denen Hitler täglich gefüttert wurde. Und all die Konsequenzen daraus. Diese Konsequenzen haben mein ganz persönliches Leben zerstört. Schon in der Jugend. Ich hatte nie eine Chance. Das und ganz besonders das nehme ich diesem Regime übel. Sprich meinen Landsleuten. Und genau deshalb gucke ich so misstrauisch auf die Politik. Seit ich denken kann.
Was werde ich dem Ultraläufer antworten? Gar nicht mal so schwer. Das klappt in zwei Schritten:
- Deutschland besteht heute aus besorgten Bürgern und aus anständigen Bürgern. In den letzten vier Wochen haben die besorgten Bürger explosionsartig zugenommen. Zu spät, aber immerhin. Jetzt können sie jammern. Vorher haben sie willkommen geheißen. Das wäre der erste Teil meiner Antwort.
- Und dann würde ich mich fein zurückziehen. Würde nur zitieren. Einen glänzenden Leserbrief in FOCUS 40/2015. Der da lautet
„Wenn man annimmt, dass Frau Merkel die erste UN-Generalsekretärin werden will, ist ihr Handeln logisch. Für dieses große Ziel muss sie sich weltweit empfehlen, durch humanitäre Grenzöffnungen und durch die Griechenland-Rettung. Auf ihr eigenes Volk nimmt sie dabei keine Rücksicht…“
Im Prinzip bin ich immer wieder verblüfft über die Gedankenschärfe meiner Mitmenschen. Die mir das Wort aus dem Munde nehmen. Da brauch ich mich selbst gar nicht mehr anzustrengen. Es genügt, Leserbriefe zu studieren.
Interessant für mich. Seit Wochen spreche ich jeden von Ihnen in meiner Praxis zu diesem Thema an. Kurz und knapp. Reaktion immer die Gleiche. Mit absoluter Präzision. Erstaunlich. In der Presse lese ich ganz anderes. Aber nun ja: Presse.
Mein Rat: Laufen Sie trotzdem. Laufen Sie lang. Laufen Sie Ultra. Sie bekommen eine andere Perspektive. Klipp und klar: Es öffnet sich das Türchen zum Unterbewusstsein. Zu all dem Wissen, zu all den Gefühlen, die die Menschheit seit ihren Anfängen gedacht und gesammelt hat. Beruhigt ungemein.