Weshalb weinen wir?
Häufiger, auch Ihr Wunsch in unruhigen Zeiten: Ein bisschen Trost, ein bisschen mehr Zuversicht, mehr innere Ruhe, inneren Frieden. Hätten Sie auch hier einen möglichst praktischen Ratschlag, Dr. Strunz?
Hab ich.
Wie ich aus Ihren Briefen weiß, hat viele von Ihnen buchstäblich getroffen, aufgeweckt, hat Ihre Seele entspannt die glückliche Idee, sich nicht immer wieder mit dem TOD zu beschäftigen, wie das die Presse (Thema Sterbehilfe) oder – der tatsächliche Hintergrund – unsere christliche Religion tut, sondern sich die verblüffende Frage zu stellen:
„Wo war ich eigentlich vor meiner Geburt?“ Wie ging´s mir da? Schlimme Erinnerungen jedenfalls habe ich an diese Zeit nicht …
Und vielleicht ist der Tod nur der sanfte Übertritt in dieses SEIN, dass mir schon vor der Geburt Heimat war.
Merk-würdiger Gedanke. Hat mir ein kleines bisschen innere Freiheit gebracht. Und wie kommt man auf solche abstrusen Ideen? Indem man sein inneres Bild, sein Denken erweitert. Und wie schafft man das? Kenn ich nur zwei Methoden.
- Meditation. Einfachste, am schnellsten zu erlernende, wirksamste Methode die Mantra-Meditation. Googeln Sie nach unter IAMON.
- Langes Laufen. Ausdauerbewegung. Lässt Sie – immer öfter – in Trance verfallen. Wissen die meisten von Ihnen. Es öffnet sich das Türchen zum Unterbewusstsein …
Zu dem Thema passen wundervoll ein paar Gedanken über WIEDERGEBURT. Für meine kluge Frau, wie Sie wissen, eine völlige Selbstverständlichkeit, über die man überhaupt nicht mehr zu sprechen braucht. Ist so. Dazu kleiner mentaler Überraschungseffekt:
„Du sitzt auf einem prächtigen Balkon, den Sternenhimmel über dir, und es erklingt fast schon unerträglich schöne Musik, als plötzlich etwas Schreckliches passiert: Der magische Wohlklang zerbirst in grobe Kakophonie.
Was ist los? Stirbst du? Nun, man könnte es so ausdrücken. Dieses furchtbare Geräusch ist der erste Schrei von einem Baby – Dir.
Du bist in einen menschlichen Körper hineingeboren worden, der mit jedem kleinsten Vergehen aus den vorhergehenden Leben verbunden ist, und jetzt musst Du die nächsten siebzig Jahre damit zubringen, Dir mühsam den Weg zurück zu der göttlichen Musik zu suchen.
Kein Wunder, dass wir weinen.“
Dieser hübsche Gedanke stellt Ihr Sein in einen größeren Zusammenhang. Genau darauf kommt es an. Der größere Zusammenhang. Raus aus dem Alltag, den täglichen Sorgen, dem Dauerstress. Heben Sie den Blick von dem Kleinen, dem Engen hinauf ins Große, ins Weite.
In den blauen Himmel, der – immer wieder darf ich das betonen – ständig über uns strahlt. Gut, schön, manchmal von ein paar Wolken bedeckt. Wolken sind doch nun wirklich kein Hindernis für Ihren Geist, oder? Der Himmel – das ist eine TATSACHE – ist ständig offen, wundersam blau, unendlich weit über Ihnen.
Dann beziehen Sie diese Gedanken doch bitte auch in Ihr Leben ein. Laufen Sie. Laufen Sie länger. Oder meditieren Sie … endlich!
Das Leben ist schön.
Quelle: „Wiedergeburt“: John Burdett „Bangkok Tattoo“, Seite 129