Jeden Morgen begegnen wir uns. Seit mindestens 6 Jahren.
Noch nie - wirklich niemals - gab es einen freundlichen morgendlichen Gruß.
Ich rede von DDF, Codewort zwischen mir und meinem Mann für „doofe Dackel Frau“.


Nicht, dass wir es nicht versucht hätten.
Immer wieder rutschte mir gewohnheitsmäßig ein fröhliches „Guten Morgen“ heraus, bloß gab es kein Echo von der anderen Seite.
Die leicht adipöse Dame führt stets drei Rauhaardackel mit sich.
Morgendliche Gassi-Runde halt. Man kennt sich als Hundehalter.


Die Hunde sind exakt so wie die Halterin. Kein Interesse an irgendwelchen (hündischen) Sozialkontakten, kein Schnüffeln, kein Schwanzwedeln, stattdessen unterschwelliges Knurren, sobald meine Hündin zu sehr in ihre Richtung kommt.


Ganz anders „Kimba“, der gertenschlanke steingraue Galgo, immer gut gelaunt und glücklich, sobald er sich bewegen darf. Immer dabei, das ebenso gertenschlanke und gut gelaunte Frauchen. Wie das Wauchen, so das Frauchen! Die beiden sind ein perfektes Team. Jeden Morgen begegnen wir uns auf der Jogging-Strecke, aber die Hunde laufen aneinander vorbei, sie haben ja schließlich zu tun. Kurzes freundliches Nicken und ein nettes Lächeln. Alle sind im Flow und weiter geht´s mit dem Training.


Dann gibt es noch „Lucky“, ein Labrador. Leider oft keine Rassebeschreibung mehr, sondern eine Zustandsbeschreibung. Dabei sind das eigentlich so tolle Tiere!
Allmorgendlich trottet „Lucky“ im Halbschlaf vor sich hin, etwa alle 100 m bekommt er von seiner Halterin ein Leckerchen zugesteckt, welches er gierig inhaliert. Ohne die würde er nicht weiterlaufen. Sobald er sein „Geschäft“ gemacht hat, dreht Frauchen um.


„Lucky“ kann einem nur leidtun. Mindestens 8 kg Übergewicht lasten auf seinen krummen Beinchen. „Der hat Arthrose“ erklärt die ebenfalls stark übergewichtige Halterin, „genau wie ich“ stöhnt sie.
„Werden se ersma so alt wie ich“ sagte sie mal zu mir in schönstem Ruhrpottdeutsch.
„Mit 55 laufen se auch nich mehr so rum wie heute.“
„Ich bin 61“ sagte ich. „Och, dann haben se abba Glück gehappt. Na ja, wenn ICH schlank wäre, würd ich auch laufen.“
Ich grinste still in mich hinein. Klare Verwechselung von Ursache und Wirkung. Immer wieder dasselbe.


Und dann kommt da noch Willi. Willi ist ein pöbelnder Randalierer, eine Promenadenmischung vom Feinsten, auf der Straße aufgewachsen. Er hatte es sicher nicht leicht in seinem bisherigen Leben, musste sich irgendwie „durchbeißen“, im wahrsten Sinne des Wortes.


Genauso wie das kettenrauchende Frauchen. Auf der Sonnenseite des Lebens steht sie sicher nicht. Willi fängt an, die Zähne zu fletschen und zu knurren, sobald er einen Artgenossen auch nur von Weitem sieht. Natürlich läuft er nur noch an der Leine, Freiheit ade. Muss schrecklich sein für einen Straßenhund. Willi kann sich in Rage bellen bis er heiser ist.


Frauchen ist genauso. Habe mal ihre Reaktion erlebt, als Willi ein Kind anknurrte und die Mutter das Frauchen gebeten hatte, den Hund doch mal an kürzerer Leine zu führen.
Wie das Wauchen, so das Frauchen sag ich nur!


Aber der herrlichste Gag mit Willis Frauchen ist ihre morgendliche Reaktion auf unser Trio:
Mein Mann und ich sind ja immer mit unserer Hündin Gisella unterwegs.
Unser Hundemädchen läuft zügig wie ein Schweizer Uhrwerk, ist sehr ambitioniert und als Podenco-Mix kaum müde zu laufen.


Sobald Willi am Straßenrand wieder fast kollabiert, wenn wir des Wegs kommen, zerrt die Halterin ihn stets energisch beiseite und schimpft auf ihn ein: „Jetzt halt endlich die Klappe, sonst musst Du demnächst auch laufen!“


Ich liebe meinen Ruhrpott!


Über die Autorin:


"Die Biologin Ursula Bien, Jahrgang 1963, ging nach ihrer Zeit am Institut für Biotechnologie des Forschungszentrums Jülich in die Pharmaindustrie und war zuletzt 15 Jahre lang Geschäftsführerin eines kleinen forschenden Pharmaunternehmens. Ihr Arbeitsschwerpunkt lag dabei immer im Bereich der Hämatologie und Onkologie (Blutkrebs, Stammzelltransplantation, Tumore). Motiviert durch Fragen krebskranker Patienten, begann sie sich mit alternativen und komplementären Therapieverfahren zu beschäftigen. Sie absolvierte eine Zusatzausbildung als Heilpraktikerin und bildete sich über viele Jahre intensiv zu den Themen orthomolekulare Medizin und Ernährungsmedizin weiter. Nicht zuletzt durch den wissenschaftlichen Austausch mit Dr. med. Ulrich Strunz fand sie zum Thema Epigenetik und Bluttuning. Mittlerweile gibt sie die „Strunzsche Philosophie“ in eigener Praxis voller Überzeugung auch an ihre Patienten weiter.
Das sagt sie selbst zu ihrer Tätigkeit:

„So sinnvoll die Schulmedizin in vielen Bereichen auch ist, darf es bei chronischen Erkrankungen nicht das Ziel sein, Symptome zu unterdrücken. Es gilt, die Ursachen einer Erkrankung zu finden und abzustellen. Was durch Ernährungsumstellung, gezielte Zufuhr fehlender Mikronährstoffe und Bewegung erreicht werden kann, ist immer wieder verblüffend. Ich bin Dr. Strunz für das, was ich von ihm lernen durfte unendlich dankbar und freue mich für jeden Menschen, der am eigenen Leibe erfahren darf, dass manche Krankheiten nicht nur Schicksal sind.“