Wie reden Sie mit sich selbst?
„Wie dumm bin ich denn nur. Kann ich es nicht einmal richtig machen? Herr XY muss denken, dass ich ein Vollidiot bin. Mich kann man nur doof finden.“
Kommen Ihnen solche oder ähnliche Aussagen bekannt vor? Wir alle denken und reden mit uns selbst. Einige sehr negativ, und zwar fast unentwegt. Andere reden nur hin und wieder in einem abwertenden Ton mit sich selbst. Oft tritt so ein innerer Dialog nach einem Missgeschick auf. Oder nachdem einem ein Fehler unterlaufen ist. So eine innere Abwertung kann aber auch auftreten, wenn man etwas Süßes gegessen hat, obwohl man sich vorgenommen hatte, das nicht mehr zu tun. Oder wenn man sein Sportprogramm sausen ließ. Typisch sind negative Selbstgespräche auch nachdem man versehentlich die Gefühle eines anderen Menschen verletzt hat.
Selbstgespräche sind ganz normal. Zu beobachten ist das gut bei kleinen Kindern. Sie sprechen noch laut aus, was sie denken. Ab einem bestimmten Entwicklungsstadium findet der innere Dialog nur noch lautlos im Kopf aus.
Auch wenn die negativen, inneren Dialoge im Verborgenen bleiben, so haben sie riesige Effekte!
Jede einzelne Körperzelle leidet.
Langfristig erhöht sich das Risiko chronischer Erkrankungen. Wie kann das sein?
Negative Gedanken und Gefühle führen zu einer Erhöhung verschiedener Stresshormone. Das verändert wiederrum viele biochemischen Abläufe im gesamten Organismus. Jede einzelne Zelle nimmt diese Veränderungen wahr und reagiert darauf. Auch wenn die Zellen keine Ohren haben, so „hören“ sie aufgrund der biochemischen Veränderungen den negativen Äußerungen zu.
Man kann negative Selbstgespräche in neutrale und dann in positive verwandeln.
Um dem großen Schaden vorzubeugen, der durch negative innere Dialoge entsteht, ist es wichtig, diese zu verändern. Das geht nur schrittweise. Zunächst muss man lernen, sie überhaupt wahrzunehmen. Das gelingt mit Meditation und Achtsamkeitsübungen. Bemerkt man einen negativen, inneren Dialog, muss man bewusst innehalten und ihn in eine andere Richtung lenken. Jeder wird dabei seine individuellen Strategien entwickeln, da jeder Mensch anders ist.
Regt man sich beispielsweise über einen Fehler auf, der einem unterlaufen ist, kann man sich sagen, dass man den Fehler nicht absichtlich gemacht hat. Das Gleiche kann man sich sagen, wenn man versehentlich die Gefühle einer anderen Person verletzt hat. Wenn man etwas nicht kann, dann kann man sich sagen, dass man bei der nächsten Gelegenheit versucht, es zu lernen. Oder man sagt sich einfach, dass man nicht alles können kann und es für alle Aufgaben auch Spezialisten gibt.
Vielen hilft es, wenn sie bei innerlichen Dialogen nicht mehr „Ich“ verwenden, sondern sich selbst in der dritten Person ansprechen. Man kann ein „Du“ oder den Vornamen verwenden. Dann wird aus: „Wie ungeschickt von mir!“ beispielsweise „Macht nichts Julia, kann jedem passieren. Räum einfach die Scherben weg und gut ist.“ Diese beiden Sätze haben einen vollkommen unterschiedlichen Effekt auf die Biochemie des Körpers!
Laut der renommierten Mayo-Klinik in den USA haben Personen, die positiv denken – was unter anderem zu einem positiven inneren Dialog führt – enorme gesundheitliche Vorteile. Sie
- leben länger und vor allem gesünder,
- leiden seltener an Depressionen,
- haben weniger Schmerzen,
- sind widerstandsfähiger gegenüber Infektionskrankheiten,
- sind insgesamt zufriedener,
- haben ein gesünderes Herz-Kreislaufsystem,
- haben ein reduziertes Risiko, an Krebs zu sterben und
- können besser mit herausfordernden Lebenssituationen umgehen.
Es spielt eine Rolle, wie man mit sich selbst spricht. Negativen, inneren Dialogen ist man nicht ausgeliefert, man kann sie schrittweise in wohlwollende und sogar positive verwandeln.
Quelle: Mayo Clinic. Positive thinking: Stop negative self-talk to reduce stress. 03.02.2022. Unter: https://www.mayoclinic.org/healthy-lifestyle/stress-management/in-depth/positive-thinking/art-20043950. Letzter Zugriff: 24.02.2023