Zu fette Sau
Gibt’s das? Säue konnten in meinen Kindheitserinnerungen gar nicht fett genug sein. Habe ich gedacht. Bin mir sicher, dass das damals stimmte. Offenbar aber haben die Geschmäcker sich gewandelt.
Seit ich ja nun Tierarzt ehrenhalber geworden bin, bekomme ich merkwürdige Briefe: So die folgende Episode „aus meiner Kindheit“:
„Meine Eltern betrieben damals eine kleine geerbte Nebenerwerbslandwirtschaft. Mit den Produkten aus den Feldern fütterten sie auch ein paar Schweine. Was bekamen die zu fressen: Kartoffeln und Getreide.
Eines Tages waren wieder ein paar schlachtreif. Unser Hausmetzger kam vorbei, und mein Vater erlebte eine böse Überraschung. Der Metzger behauptete, seine Schweine seien zu fett, und deshalb könne er sie ihm nicht mehr abnehmen. Er müsse mehr Kraftfutter zugeben. Kraftfutter, das war und ist importiertes, gekauftes Soja, also Eiweiß.
Das war allerdings der Anfang vom Ende des Hobby-Landwirts, denn das konnten und wollten sich meine Eltern nicht leisten.
Was haben wir damals daraus gelernt: Nichts. Was hätten wir lernen können: Das Eiweiß nicht an die Tiere zu verfüttern, sondern selber „fressen“, damit wir nicht fett werden, sondern stark.
Und Sie als Großstädter haben immer gedacht, dass Schweine fett ein müssten. Oder sogar sind. Keine Rede: Wildschweine sind „lean and mean“. Bestehen aus Muskeln und praktisch nicht aus Fett. Nicht gewusst?
Fazit: Was haben wir jetzt gelernt? Eiweiß macht nicht fett, sondern stark. Nachdem in Deutschland Eiweiß immer noch besonders von den Ärzten verpönt wird, brauchen Sie sich über die deutsche Normalbevölkerung bis hin zur repräsentativen Politikern nicht zu wundern.
Gedankliche Umkehr im Leben. Korrektur. Offenbar unmöglich. Lerne ich soeben an dem staatlich verordneten Satz: „Zäune halten keine Menschen auf“. Da müssten Sie mal unsere israelischen Freunde fragen.