Zucker ist billiges Heroin
Ein gerechter Staat sollte soziale Ungleichheiten zumindest lindern. Dankenswerterweise tut das unsere Regierung, die ja die Zuckerindustrie (Südzucker) mit vielen Millionen Euro jährlich unterstützt. Sie hilft damit indirekt den sozial Benachteiligten. Den Menschen unter uns, die sich das teure Kokain oder Heroin nicht leisten können. Also Drogen, die uns glücklich machen würden. Das ist ernst gemeint. An Nebenwirkungen denkt der Drogensüchtige nämlich zumindest anfangs nicht.
Auf den Zusammenhang zwischen Zucker und Heroin hat mich die Wiener Neurochirurgin Prof. Zachenhofer gebracht. Von der ich gelernt habe:
„Es gibt Studien, in denen man Ratten, die Kokain und Heroin bereits kannten, eine bestimmte Kekssorte anbot. Vor die Wahl gestellt, entschieden sich die Tiere für die Süßigkeit. Die Kombination aus Fett und Zucker wirkt im Hirn wie eine Droge.“
Auch mir neu. Unerwartet. Ein süßer Keks sei eine stärkere Droge als Heroin? Genau so klingt das.
Und Zucker, Kekse können wir, die Normalbevölkerung uns gerade noch leisten. Tagtäglich. Täglich Kokain oder Heroin … kostet ein Vermögen. Haben wir nun einmal nicht. Daher also die gutgemeinte Alimentierung der Zuckerindustrie mit unseren Steuergeldern. Endlich habe ich den tieferen Sinn verstanden.
Frau Dr. Zachenhofer erklärt uns, dass die Industrie Nahrungsmittel so konzipiert, dass sie besonders intensiv schmecken und quasi süchtiges Verhalten hervorrufen. Nennt man „chemisches craving“. Und sie zählt auf (Eltern bitte aufpassen!):
„Milchschokolade, Eiscreme, Fertigpizza, Chips, Pommes, Cheeseburger, Kekse, Muffins und Kuchen“.
Da haben wir die Übeltäter. Säuberlich sortiert. Nach meiner Beobachtung stehen ganz vorne die Pommes. Damit wurde eine ganze Kindergeneration großgezogen.
Hilfe? Abhilfe? Wie wollen Sie gegen eine Droge ankämpfen? Wie wollen Sie eine Sucht bekämpfen? Frau Dr. Zachenhofer rät zur Ablenkung. Also beispielsweise:
- Schöne Musik hören, handarbeiten. Oder
- laute schmerzhafte Musik hören,
- eiskalt duschen.
Ich weiß nicht, ich weiß nicht, Frau Doktor. Murmel ich mit Loriot. Die Ratschläge scheinen mir doch ein bisschen… lieb gemeint. Nach meiner Erfahrung haben Sie zwei Möglichkeiten:
- Ersetzen Sie eine Sucht durch eine andere. Die andere könnte Marathonlaufen sein.
- Stoppen Sie craving in Ihrem Gehirn durch massiv eiweißreiche Kost. Besser noch: Gleich durch das „Stopp-Hormon“ Serotonin, also Tryptophan. Massiv.
Quelle: DER SPIEGEL 3/11.01.2020 Seite 101
Das Buch von Frau Dr. Zachenhofer: „Abnehmen für hoffnungslose Fälle“