Ein Trampelpfad durch den Vitamin D Dschungel – Teil 1
Mit dem Thema „Vitamin D“ beschäftigen wir uns in den „News“ bereits seit langer Zeit. Auf die Bedeutung eines guten Vitamin D-Spiegels für unsere Gesundheit machen wir sie seit Jahren aufmerksam.
Wir empfehlen ihnen, ihren Vitamin D Spiegel beim Hausarzt (oder im Selbsttest aus Trockenblut) überprüfen zu lassen. Dies wird jetzt und auch zukünftig von der Krankenkasse nicht bezahlt und bleibt auch im neuen Jahr eine Selbstzahler-Leistung (vgl. News meiner geschätzten Kollegin Kyra Kauffmann: https://www.strunz.com/news/die-neue-vitamin-d-leitlinie.html)
Doch auch Patienten, die bereit wären, die Laborleistungen aus der eigenen Tasche zu zahlen, wird dies häufig mit dem Kommentar „vollkommen unnötig“ verweigert. Auf der anderen Seite wundern sich dann die Ärzte, wenn sich gesundheitsbewusste Menschen dann durch „Dr. Google“, Influencer und Vitamin D Coaches beraten lassen und dabei teilweise abenteuerliche Selbstexperimente durchführen.
Im Netz kursiert ein gefährlicher Trend, den man kurz und knapp mit „Viel hilft viel!“ zusammenfassen kann. Im festen Glauben, dass Vitamin D prinzipiell gegen alles hilft, verleiben sich manche Menschen hohe Tagesdosen (bis zu 60.000 i.E.) über mehrere Monate ein. Messe ich in der Praxis nach, erschrecke ich manchmal über exorbitant hohe Werte. Der Patient jedoch erschrickt aber nicht mit. Viele sind regelrecht stolz im Laborbericht am obersten Anschlag, also im Bereich „potentiell toxisch“ gelandet zu sein.
In dieser und den folgenden News möchte ich daher noch einmal ein wenig detaillierter an das Thema „Vitamin D“ herangehen.
Es beginnt schon damit, dass es nicht einfach DAS Vitamin D gibt.
Tatsächlich gibt es drei verschiedene:
- Cholecalciferol (auch Calciferol genannt) ist das, was wir beim Sonnenbaden durch UVB-Licht aus einer Vorstufe des Cholesterins (7-Dehydroxycholesterol) bilden. Es kann auch durch tierische Lebensmittel wie Hering, Eier, Butter aufgenommen werden und ist das, was wir als Tablette, Weichkapsel oder Tropfen als Nahrungsergänzungsmittel zu uns nehmen.
Cholecalciferol gilt als ein „Vorvitamin“ und wird dann in der Leber weiter verarbeitet zu - Calcidiol (Calcifediol oder 25-OH-Vitamin D oder 25-Hydroxy-Vitamin D)
Das ist das Vitamin D, welches wir bei einer Messung im Blut labortechnisch bestimmen und dessen Wert wir meinen, wenn man von einem Vitamin D Mangel spricht. Ganz wichtig: dieser Wert wird von Laboren in unterschiedlichen Einheiten angegeben. Es gibt die Einheit ng/ml oder die Einheit mmol/l. (Eine Geschwindigkeit kann man ja auch in km/h oder cm/min angeben.) Ein Messwert von 30 ng/ml entspricht 75 nmol/l. Sie müssen den ersten Wert also nur mit 2,5 multiplizieren, um die Einheiten ineinander umzurechnen.
Ohne die korrekte Einheit nutzt ihnen ein Messwert somit gar nichts, achten Sie also bitte darauf, dass die Einheit angegeben wird und lassen sich das Laborergebnis stets aushändigen! Laborzettel ohne eine Einheit akzeptieren (und bezahlen) Sie bitte nicht.
Freies Calcidiol ist ein wichtiger Regulator von Entzündungsreaktionen. Es sorgt dafür, dass unser Immunsystem es nicht übertreibt und z.B. aus Übereifer die eigenen Zellen angreift (Autoimmunerkrankungen) oder im Rahmen einer Infektion ein maßlos überreagierendes Immunsystem einen tödlichen „Zytokinsturm“ auslöst (Corona).
In der Niere entsteht dann aus Calcidiol die dritte Form des Vitamin D, das - Calcitriol (1,25-OH2-Vitamin D oder 1,25 Dihydroxy-Vitamin D)
Physiologisch gesehen ist dies unser Hauptakteur, also die eigentlich aktive Form von Vitamin D. Er ist ein wahrer Macher. (Achtung: Hier ist die Einheit pg/nl oder pmol/l). Calcitriol ist für viele Dinge relevant, u.a. für den Calciumstoffwechsel. Bildet der Körper in der Niere aus Calcidiol nicht genügend Calcitriol, so wird man ernsthaft krank. Genauso schlimm ist es aber auch zu viel davon zu haben! Optimalerweise misst man daher diese aktive Form des Vitamin D ebenfalls mit und kann so feststellen, ob Calcidiol und Calcitriol im richtigen Verhältnis zueinander stehen.
Das Calcitriol-Calcidiol Verhältnis (oder die Vitamin D Ratio)
Vereinfacht kann man sich merken, dass der Calcidiol- Wert etwa doppelt so hoch sein sollte wie der Calcitriolwert. Hätten Sie also einen Calcidiolwert von 50 ng/ml, so wäre ein Calcitriolwert von 25 pg/ml ideal. Der Quotient Calcitriol dividiert durch Calcidiol ist demnach 0,5. Eine D-Ratio von < 1 ist aber auch akzeptabel.
Was geschieht, wenn zuviel Calcitriol da ist, besprechen wir in einer der nächsten „News“.
Diesen Teil des Vitamin D Stoffwechsels haben wir in der heutigen News besprochen:
Über die Autorin:
"Die Biologin Ursula Bien, Jahrgang 1963, ging nach ihrer Zeit am Institut für Biotechnologie des Forschungszentrums Jülich in die Pharmaindustrie und war zuletzt 15 Jahre lang Geschäftsführerin eines kleinen forschenden Pharmaunternehmens. Ihr Arbeitsschwerpunkt lag dabei immer im Bereich der Hämatologie und Onkologie (Blutkrebs, Stammzelltransplantation, Tumore). Motiviert durch Fragen krebskranker Patienten, begann sie sich mit alternativen und komplementären Therapieverfahren zu beschäftigen. Sie absolvierte eine Zusatzausbildung als Heilpraktikerin und bildete sich über viele Jahre intensiv zu den Themen orthomolekulare Medizin und Ernährungsmedizin weiter. Nicht zuletzt durch den wissenschaftlichen Austausch mit Dr. med. Ulrich Strunz fand sie zum Thema Epigenetik und Bluttuning. Mittlerweile gibt sie die „Strunzsche Philosophie“ in eigener Praxis voller Überzeugung auch an ihre Patienten weiter.
Das sagt sie selbst zu ihrer Tätigkeit:
„So sinnvoll die Schulmedizin in vielen Bereichen auch ist, darf es bei chronischen Erkrankungen nicht das Ziel sein, Symptome zu unterdrücken. Es gilt, die Ursachen einer Erkrankung zu finden und abzustellen. Was durch Ernährungsumstellung, gezielte Zufuhr fehlender Mikronährstoffe und Bewegung erreicht werden kann, ist immer wieder verblüffend. Ich bin Dr. Strunz für das, was ich von ihm lernen durfte unendlich dankbar und freue mich für jeden Menschen, der am eigenen Leibe erfahren darf, dass manche Krankheiten nicht nur Schicksal sind.“