Die Hashimoto Thyreoiditis ist eine chronische Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Bei dieser Erkrankung greift das Immunsystem irrtümlich das eigene Schilddrüsengewebe an, was zu einer anhaltenden Entzündung führt und langsam, oft über Jahre hinweg zu einer Zerstörung der gesamten Schilddrüse. Damit endet diese Erkrankung langfristig in einer Schilddrüsenunterfunktion mit dauerhafter, lebenslangen Gabe von Schilddrüsenhormonen (L-Thyroxin).

Es bilden sich Antikörper gegen schilddrüsenspezifische Antigene, insbesondere gegen thyreoidale Peroxidase (TPO-AK) und Thyreoglobulin (Tg-AK). Diese lassen sich im Blut messen und somit kann eine Hashimoto Thyreoiditis einfach und sicher diagnostiziert werden.

Meiner Meinung nach ist kaum ein Organ so missverstanden in der Schulmedizin wie die Schilddrüse. Kein Organ wird so sträflich vernachlässigt wie die Schilddrüse. Das sonst immer propagierte Prinzip „Früherkennung“ gilt hier aus mir nicht ersichtlichen Gründen nicht. Gemäß den Vorgaben für Hausärzte dürfen die oben genannten Hashimoto-Labormarker nicht durchgeführt werden, solange der TSH-Wert noch im Normbereich ist. Aber: Erst im weit vorgeschrittenen Stadium der Erkrankung, wenn bereits ein großer Teil der Schilddrüse nicht mehr vorhanden ist, steigt dieser Wert.

Dann ist oft sehr viel Zeit verschenkt worden. Dabei kennt die funktionelle Medizin viele Möglichkeiten, eine Hashimoto Thyreoiditis wirksam zu behandeln und in Remission zu bringen (siehe meine News vom 2.3.2024), sofern das Gewerbe noch nicht komplett zerstört ist.

Ein wichtiger Naturstoff in der Therapie ist Myo-Inositol in Kombination mit Selen.

In den News vom 25.10.24 habe ich Ihnen den Mikronährstoff Inositol, auch bekannt als Myo-Inositol, bereits ausführlich vorgestellt.

Kurz noch einmal zusammengefasst:

Das frühere Vitamin B8 wird im menschlichen System in den Nieren selbst herstellen, jedoch reicht die Eigensynthese oft nicht aus, um den Bedarf zu decken. Der Körper benötigt Myo-Inositol als Botenstoff (Second Messenger) im Hormonstoffwechsel von TSH und Insulin.

Myo-Inositol spielt eine wichtige Rolle in der Therapie von Erkrankungen, wie dem PCOS (Polyzystisches Ovarialsyndrom), Fertilitätsstörungen, Insulinresistenz und vielen neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen.
Der positive Einfluss von Selen auf die Antikörper-Bildung, insbesondere auf Anti-TPO, ist schon lange bekannt. Von daher sollte die Selengabe bei Hashimoto-Thyreoiditis (200 bis 300 mcg/Tag) längst Standardtherapie sein.

Eine Studie von Nordio und Basciani (2017) untersuchte die kombinierte Behandlung von Myo-Inositol und Selen bei 86 Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis und subklinischer Hypothyreose über 6 Monate hinweg. Es konnte gezeigt werden, dass nicht nur die Autoantikörper signifikant gesenkt werden konnten, sondern auch zusätzliche Effekte erzielt werden konnten:


  • Der TSH-Wert sank von durchschnittlich 4,32 mU/l auf 3,12 mU/l.
  • Die freien Schilddrüsenhormonwerte stiegen auf wünschenswerte Weise an, blieben innerhalb des Normbereichs.
  • Die Studienteilnehmer konnten eine Verbesserung der Lebensqualität erzielen.

Eine weitere kleine Studie verglich die Wirkung von Myo-Inositol plus Selen mit einer alleinigen Selen-Supplementierung bei Frauen mit Hashimoto. In der Gruppe mit Myo-Inositol und Selen verbesserte sich die Schilddrüsenfunktion und die Antikörperwerte sanken, während in der Selen-Gruppe nur die Antikörper abnahmen.

Die Wirkungen sind vor allem darauf zurückzuführen, dass Myo-Inositol die entzündliche Reaktion, die für die Schädigung der Schilddrüse verantwortlich ist, reduziert, indem es proinflammatorische Zytokine wie IL-6 und TNF-α dämpft.

Die Kombination von Myo-Inositol mit Selen scheint besonders effektiv zu sein, da sie synergistisch wirken, um die Entzündungsprozesse zu reduzieren und die hormonelle Balance wiederherzustellen. Daher sollte bei ansteigendem TSH (auch wenn er noch im Normbereich liegt) eine gründliche Untersuchung der Schilddrüse erfolgen, um eine Hashimoto Thyreoiditis rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.


Quellen:
Nordio M, Basciani S. Treatment with Myo-Inositol and Selenium Ensures Euthyroidism in Patients with Autoimmune Thyroiditis. Int J Endocrinol. 2017;2017:2549491. doi: 10.1155/2017/2549491. Epub 2017 Feb 15. PMID: 28293260; PMCID: PMC5331475.

Peng B, Wang W, Gu Q, Wang P, Teng W, Shan Z. Effects of different supplements on Hashimoto's thyroiditis: a systematic review and network meta-analysis. Front Endocrinol (Lausanne). 2024 Dec 4;15:1445878. doi: 10.3389/fendo.2024.1445878. PMID: 39698034; PMCID: PMC11652148.


Über die Autorin:


"Kyra Kauffmann, Jahrgang 1971, Mutter zweier kleiner Söhne, Volkswirtin, seit 20 Jahren niedergelassene Heilpraktikerin, Buchautorin, Dozentin, Journalistin und seit 3 Jahren begeisterte Medizinstudentin.

Zur Medizin kam ich durch meine eigene schwere Erkrankung mit Anfang 30, bei der mir seinerzeit kein Arzt wirklich helfen konnte. („Ihre Werte sind alle super – es ist alles rein psychisch!“). Hilfe bekam ich von Heilpraktikern, die zunächst einmal eine wirklich gründliche Labordiagnostik durchgeführt haben, ganz nach dem Vorbild von Dr. Ulrich Strunz. Es war eine neue Welt, die sich mir eröffnete und die Erkenntnisse, haben mich sofort fasziniert (ohnehin bin ich ein Zahlen-Daten-Fakten-Fan und habe nicht umsonst das Studium der VWL gewählt). Die Begeisterung war so groß, dass ich meinen alten Beruf an den Nagel hängte und Heilpraktikerin wurde. Meine Praxis führe ich seit 20 Jahren mit großer Begeisterung und bin – natürlich - auf Labordiagnostik spezialisiert und kann so oft vielen Symptomen auf den Grund gehen. In 2 Jahren hoffentlich dann auch als Ärztin.